Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 294
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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294 Psychische Studien. XXXIIl. Jahrg. 5. Hett. (Mai 1906.1

wissheit von der Fortdauer zu gelangen. Damit ist jedoch
keinerlei Dogmatik, am wenigsten kirchliche, gemeint,
sondern ein mystisches Erlebnis, durch das wir
uns der Göttlichkeit und Unvergänglichkeit unseres Wesenskernes
unmittelbar bewusst würden. Mit einem solchen Erlebnis
verwandt ist der erhabene Standpunkt, den Sokrates
in Platoy% „Gespräch über die Unsterblichkeit der Seele" einnimmt
. Der sterbende Sokrates beweist nämlich nicht die
Unsterblichkeit; er zeigt vielmehr einfach das Wesen der
Seele, wobei sich herausstellt, dass Werden und Vergehen,
Geburt und Tod mit dieser Seele nichts zu tun haben.
Wie sollte man dem, der die Rose sieht, noch beweisen
müssen, dass sie rot ist? fragt Rudolf Steiner treffend in
seiner Schrift „Das Christentum als mystische Tatsache"
(Schwetschke, Berlin), in welcher er den Sinn der Beden
des Sokrates ausführlich erläutert (s. das Kap. ^Plato als
Mystiker**). Aus dem von Sokrates eingenommenen hohen
Standpunkt erklärt sich einzig und allein das unvergleichliche
Verhalten, das er angesichts des Todes an den Tag
gelegt hat. „Fürwahr* — bezeugt Phädon in dem erwähnten
Gespräch — „mir meinesteils war ganz sonderbar
zu Mute dabei. Mich wandelte gar kein Mitleid an, wie
einen, der bei dem Tode eines vertrauten .Freundes zugegen
ist; so glückselig erschien mir der Mann in seinem Benehmen
und in seinen Reden; so standhaft und edel
endete er."

Abgesehen von solcher , nur dem Mystiker und dem
wahrhaft Weisen möglichen Erkenntnis kann es sich nur
darum handeln, den Glauben an das Weiterleben durch
logische Schlussfolgerungen und Tatsachen möglichst gut
zu stützen und der Gewissheit nahe zu bringen. Zu diesem
Zwecke möge zunächst kurz daran erinnert weiden, w i e
die Menschheit, zumal ihre grossen Denker
, über ihre wichtigste Lebensfrage bis-
her gedacht hat.

Wie Th. Waitz in seiner „Anthropologie der Naturvölker
" gezeigt hat, ist der Unsterblichkeitsglaube bei den
sogenannten Wilden so gut wie allgemein verbreitet, wenn
auch die Vorstellungen des künftigen Lebens vielfach roh
und kindisch sind. Andererseits gibt es kaum ein Kulturvolk
, bei dem der Gedanke an die Fortdauer nicht irgendwie
zur Geltung gekommen wäre. Selbst in China, wo er
infolge des ausweichenden Verhaltens des Konfutse nicht
in das System der Staatsreligion aufgenommen wurde, ist
er im Volksbewusstsein schliesslich so mächtig geworden,


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