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342 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 6. Heft (Juni 1906.)
heit". So sehen wir diese beiden Richtungen, so getrennt
die Wege auch tatsächlich sind oder wenigstens scheinen
mögen, doch von Tag zu Tag mehr sich in einem Ziele
treffen. Und solcher Anblick kann das Herz des modernen
Okkultisten nur mit der innigsten Freude erfüllen; denn bei
aller Bewunderung vor dem Genius der Vorzeit und bei
der liebevollsten Versenkung in deren metaphysische Spekulationen
ist er doch unter allen Umständen zu viel Kind
seiner Zeit, um den Wert der exakten Forschung nicht in
seinem ganzen Umfang zu würdigen. —
Die Geheimnisse des Lebens.*)
Gar eigenartige und merkwürdige Entdeckungen hat,
nach den Mitteilungen von Dr. Georg Biedenkapp in ^Welt
und Haus", der Berliner Arzt Dr. Fttess, dessen Namen in
der medizinischen Wissenschaft übrigens bereits einen guten
Klang hat, in seinem Werke „Die Abfolge des Lebens"
niedergelegt. Dies Werk ist die Frucht zehnjähriger Forschungen
und Berechnungen und versucht mit mathematischen
Analysen von dem Schleier, der das Geheimnis des
Lebens umgibt, einen der vielen Zipfel zu lüften. Obwohl
das Buch nichts für den Laien ist, so geht sein Inhalt doch
selbst den gleichgiltigsten Menschen an, denn hier wird uns
zum ersten Mal wissenschaftlich klar, warum unregelmässige
Lebensweise gesundheitswidrig ist.
Wie der Verbindung von Mann und Frau das Kind
entspringt, so entsteht — dass ist die Fliess'sche Lehre**) —
Leben überall nur als das Ergebnis der Vermischung
zweier Substanzen, einer männlichen Substanz, die in den
einfachsten Verbänden 23 Lebenstage vorhält, und einer
weiblichen Substanz, die in den einfachsten Verbänden
28 Tage lebt. Diese beiden Substanzen kommen aber
nicht nur in einfachen, sondern auch in höchst verwickelt
gebauten Verbänden vor; ihr Auf- und Abbau und ihre
gegenseitige Bindung ergeben den Lebensprozess, in
welchem die Zahlen 23 und 28 eine verblüffende
Rolle spielen. Dieser Nachweis ist der Hauptgegenstand
des Buches; fliess findet und spürt die Existenz dieser
♦ *) Nach einem Referat im »N. Wiener Journ.* vom 18. Iii. 06.
Wir erblicken darin nur eine neue Bestätigung von Heilenbach^
geistvoller, dem Verf., wie es scheint, leider unbekannt gebliebener,
obscbon auch von du Prei eingehend erörterter und mit schlagenden
Beispielen belegter Theorie über die „Magie der Zahlen". — Red.
**) Siehe auch Dr. med. G. H. Bemdti .Buch der Wunder",
Band I: Einleitung, S. 1 u. f£. (Leipzig, Ostv. Mutze)* — Red.
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