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344 Psychische Stadien. XXXIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1906.)
durchpulst auch unseren Leib nicht nur das vom Herzen
umgetriebene Blut, sondern in Zeiträumen von mindestens
23 und 28 Tagen auch der Auf- und Abbau von Substanzverbänden
. Und der Rhythmus oder der Takt, der die
Substanz der Mutter oder Grossmntter durchzieht, schwingt
auch in der Substanz der leiblichen Nachkommen, dergestalt
, dass schwere Erkrankungen oder der Tod der
Grossmutter gleichstündig eintreten mit Gesundheitsstörungen
leichterer Art bei Kindern und Kindeskindern, wofür
Fliess überzeugende Beispiele beibringt. Dies kann man
übrigens als den realen Kern betrachten, um den sich
jener schale Aberglauben legte, dass der Tod teurer, in der
Ferne weilender Verwandter durch irgend etwas Spukhaftes
sich anmelde. [Davon, dass dieser „Volksaberglaube" von
der Anmeldung Sterbender neuerdings, dank den sehr exakten
Nachforschungen der Londoner S. P. R, und anderer
Vertreter der modernen Psychologie, durch streng wissenschaftliche
Werke, wie die bekannten „Phantasms of the
Living" und Flammarion's „Llnconnu" mit einer an Gewissheit
grenzenden Wahrscheinlichkeit bestätigt wurde, scheint
leider weder Verfasser, noch Berichterstatter eine Ahnung
zu haben! — Red.]
Fliess bringt auch mancherlei Ausführungen über Linkshändigkeit
und Künstlertum, zu denen er auf der Brücke
seines Gesetzes gelangt, dass alle Wesen doppelgeschlechtig
sind. Hier kommt aber Fliess zu Konsequenzen, die unhaltbar
sind; denn Männer, deren mutvolle, tapfere Männ-
lichkeit über jeden Zweifel erhaben ist, wie zum Beispiel
Sokrates und Bruno, wären danach etwas aussergewöhnlich
weibisch gemischt gewesen: — weibisch gemischt sollen wir
ja alle sehi und versteht sich ja auch von selbst, denn wir
sind ja Kinder von Vätern und Müttern. Man könnte sonach
Lust bekommen, von den scheinbar schwachen Stellen
des j?7im'schen Buches aus auch seine eherne mathematische
Rüstung mehr als Pappe und Popanz zu betrachten,
müsste man nicht zugestehen, dass Fliess mit seinen Perioden
von 28 und 23 Lebenstagen allermindestens eine
sehr verfolgungswerte Spur aufgegraben oder aufgewiesen
hat. Wollte man seine Zahlenformeln dem Misstrauen aussetzen
, dann könnte man vielleicht die tollen Zahlen der
Cheopspyramide heranziehen. Wie nämlich in langjährigen
Forschungen der englische Verlagsbuchhändler Taylor und
der schottische Staatsastronom Smith herausgefunden haben,
ist es mit dieser ältesten und grössten alier Pyrmiden ganz
eigentümlich bestellt. Es finden sich an ihr Zahlenverhältnisse
zum steinernen Ausdruck gebracht, die den Gedanken fast
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