Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 349
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Seiimg: Die Kardinalfrage der Menschheit.

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gespenstige „schwarze Ritter" (Talbot) erwidert Johanna:
„Töte, was sterblich ist." Johannis Vater ruft aus: „Lebt
ihre Seele nur, ihr Leib mag sterben." Und ihr eigenes
letztes Wort, das noch dazu das ganze Drama abschliesst
und dadurch erhöhte Bedeutung gewinnt, lautet: „Kurz ist
der Schmerz und ewig ist die Freude." — Bezeichnend ist
es auch, dass Schiller die Geister der Toten in die Handlung
einführt.

Gegen diese zahlreichen Bekenntnisse Schillers, denen
bei Besprechung der Reinkarnationslehre noch weitere angefügt
werden, kann nicht einmal das Gedicht „Resignation"
aufgestellt werden, da es offenbar die vorübergehende Stimmung
eines leidenschaftlich ringenden Gemütes abspiegelt,
wie denn der Dichter selbst beim Abdruck dieses und des
Gedichtes „Der Kampf" in der „Thalia" die Erwartung
ausgesprochen, man werde „die Aufwallung der Leidenschaft
, die Verzweiflung nicht für ein philosophisches System,
für ein Glaubensbekenntnis nehmen." —

Richard Wagner schreibt in seiner grosszügigen Abhandlung
„Ueber Staat und Religion" (1864): „Der religiösen
Vorstellung geht die Wahrheit auf, es müsse eine
andere Welt geben, als diese, weil in ihr der unerlöschliche
Glückseligkeitstrieb nicht zu stillen ist." So lässt denn der
so tief religiös empfindende Künstler den Unsterblichkeitsgedanken
aus seinen Werken, wo immer es angeht, hervorleuchten
, wenn auch der Dichter den jeweiligen Persönlichkeiten
und Umständen sich anpassen rausste. Der „Holländer
" und Senta entsteigen dem Wasser in verklärter
Gestalt, nachdem sie in den Wellen den Tod gefunden.
Von Elisabeth heisst es, dass sie als „Engel an Gottes
Thron" für Tannhäuser flehe. Wotan ist von „gefallener
Helden hehrer Schar" umgeben. Brünnhilde ist zweifelsohne
vom Gedanken an ein seliges Fortleben erfüllt, wenn sie
sich dem Geliebten durch den Feuertod ,,in mächtigster
Minne" vermählt; zieht sie doch „von Wiedergeburt erlöst"
nach dem „heiligsten Wahlland" hin. Mit der Relnkarna-
tionsidee hat der Meister bekanntlich auch anderweitig
sympathisiert: Gurnemanz äussert über Kundry, auf deren
frühere Erdenleben auch Klingsor Bezug nimmt, dass sie
vielleicht eine „Schuld aus früher'm Leben" zu büssen habe;
und in der Skizze „Der Sieger" (vergl. die Briefe an Mathilde
Wesendonk S. 57—58) spielt diese Idee sogar eine wesentliche
Rolle.

Tristan und Isolde sehen und ersehnen im Tode keineswegs
die Vernichtung, sondern vielmehr ein Anderssein
(„neu Erkennen, neu Entbrennen, endlos ewig einbewusst");


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