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360 Psychische Studien, XXXIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1906.)
nach den berichteten Umständen der Fall gewesen zu sein.
Im anderen Fall könnte es sich um eine telepathische Einwirkung
handeln. Die von der Mutter des Verf. unbewusst
erfahrene Fernwirkung könnte sich der Kartenschlägerin
mitgeteilt und so die Disposition der Karten bestimmt
haben. Wenn das Befragen der Karten vor dem Tode geschah
, so kann der feste Wille des Mörders eine ähnliche
telepathische Wirkung ausgelöst haben. Sicherlich ist die
Telepathie eine Wirkungsart so gut wie jede andere und
fällt somit auch in den Bereich („ressort") des Zufalls,
Dieser ist für den Verf. das allgemeine Problem und das
philosophische Problem „par excellence"; er ist überzeugt,
dass die überraschenden Tatsachen der Zukunft ihm Recht
geben, dass man allgemein die Unsicherheit der „Gesetze"
der Naturwissenschaften, dagegen die unerschöpfliche Fruchtbarkeit
, die unversiegbare Mannigfaltigkeit der Natur und
ebendamit die Notwendigkeit einer „Philosophie des Zufalls
" erkennen wird. So sagt auch JET. Piiiron in einer
Studie über den Zufall in der „Revue de Metaphysique et
de Morale" auf Grund der Wahrscheinlichkeitsrechnung:
„Der Zufall ist die Macht, die alle Möglichkeiten wirklich
werden, alle Wesenheiten in Existenz treten lässt, nach
Massgabe der Zahl der Kombinationen, die sie in der gegebenen
Materie begünstigen." Freiheit und Notwendigkeit
sind seine beiden Faktoren für die in Gegensätzen
denkende Vernunft; jede Erscheinung trägt diesen
doppelten Stempel von freiem Willen und Verhängnis, ohne
jedoch eine Bastardgeburt von beiden zu sein. Nach der
Analyse der Prinzipien der Differentialrechnung neutralisieren
sich diese Faktoren nicht, obschon sie nur eine und
dieselbe Einheit bilden; sie bleiben tätig und daraus folgt,
dass jeder vernünftige Redner in der Ueberzeugung, dass
der Gegner auf seinem eigenen Gebiet gleichwertige Beweise
und Rechte hat, darauf verzichten muss, einseitige
Schlüsse zu ziehen, die das Gleichgewicht aufheben würden.
(Schluss folgt.)
Hexen und Medien.
Von Dr. Gustav V. Griij in Jaska (Kroatien).
Die „Wiedergeburt in Christo" ist keinesfalls eine Erfindung
der neuesten jesuitischen Propaganda in Kroatien.
Sie bestand schon im Mittelalter und einem Teile der
Neuzeit*
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