Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 369
(PDF, 221 MB)
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Merkwürdige Träume.

369

dort mit dem andern Ende einen Löwen durchs Ohr stach,
dass dieser greulich brüllte, ja auch an die dreifache Krone
des Papstes zu rühren begann, so dass diese bedenklich
zu wackeln anfing. Es kamen nun von allen Seiten Leute
herbeigesprungen, auch er selber, der Kurfürst, half mit,
die Feder des Mönches zu zerbrechen. Doch das gelang
ihnen nicht; denn sie starrte und knarrte, wie wenn sie von
Eisen wäre. Da flohen sie endlich entsetzt von dannen;
der Mönch aber Hess auf Befragen des Kurfürsten antworten
, die Feder stamme von einer alten, hundertjährigen
böhmischen Gans (Gans heisst auf
böhmisch „ H u s "), und man könne ihr den Geist nicht
nehmen, noch die „Seele" wie bei andern Federn ausziehen.
Bald darauf aber wurde ein Geschrei, aus der langen
Mönchsfeder zu Wittenberg wären unzählige andere Schreibfedern
hervorgewachsen, und alles reisse sich darum, und
was damit geschrieben werde, könne kein Mensch wieder
auslöschen. — Am Tage darauf aber schlug Luther seine
95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg an, und damit
begann das grosse Werk der Reformation. —

Ein anderer bedeutsamer Traum wird friedrich dem
Grossen von Preussen zugeschrieben. Er soll in der Nacht
des 15. August 1769 einen solch glänzenden Stern am
Himmel haben aufgehen sehen, dass er ihn kaum habe anschauen
können. Doch sei der Wunderstern nicht lange
am Horizont stehen geblieben, sondern schnell wieder in
Dunkelheit spurlos verschwunden. In selbiger Nacht aber
wurde zu Ajaccio auf der Insel Korsika Napoleon geboren
. —

Noch häufiger kommt es vor, dass einem Menschen
über die eigene Zukunft Enthüllungen im Traum
gemacht werden. In einer Gesellschaft befand sich einmal
ein junger Mann, der plötzlich von einer argen Schläfrigkeit
überfallen wurde und sich, um etwas auszuruhen, in ein
anstossendes Nebengemach begab. Hier verfiel er auch sofort
in einen tiefen Schlummer, der aber nicht lange währte,
da der Schläfer schon nach wenigen Minuten wieder zu der
Gesellschaft zurückgerufen wurde. Da erzählte er nun, er habe
soeben einen langen aufgeregten Traum gehabt: wie er nach
Amerika ausgewandert sei, unterwegs einen argen Sturm
erlebt, drüben zuerst in einer grossen Stadt und dann in
einer Wildnis sich umgetrieben habe, endlich aber wieder
glücklich in die Heimat zurückgekehrt sei. Und merkwürdig
— diese Schicksale erfuhr er dann später auch in
Wirklichkeit, wenigstens im allgemeinen so,5wie er geträumt
hatte. —


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