Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 370
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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370 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 6 Heft. (Juni 1906.)

Ganz räMhaft ist .„oh der .oh-eile Verlauf der

Träume; „die Schnelligkeit der Elektrizität ist ein Schnecken-
gang dagegen," meint ein Forscher, der sich viel damit beschäftigt
hat. Wahrscheinlich ist der Traum nur das
rasche Aufblitzen eines Gedankens aus der Nachtseite des
Seelenlebens in die Helle des Bewusstseins, und erst der
nachdenkende Verstand macht aus der kurzen Erscheinung
eine längere Geschichte. So träumte einst jemand, er sei
Soldat geworden, dann desertiert, gefangen genommen, verhört
und endlich erschossen worden. Der ganze Traum
aber war verursacht durch einen Schuss, der zugleich
auch den Schläfer aufgeweckt hatte; also konnte der Traum
nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert haben.

Besonders zahlreich sind die Fälle, wo ein Mensch im
Traum auf ein ihm drohendes Unheil vorbereitet, bezw.
davor gewarnt wurde. So berichtet der römische Redner
Cicero von dem berühmten altgriechischen Dichter Simonides
(gest. 467 v. Chr.): derselbe wollte einmal eine Seereise
antreten und Hess in seiner edelsinnigen Weise den Abend
vorher einen ?on ihm gefundenen unbekannten Leichnam
beerdigen. In der Nacht darauf erschien ihm der Tote
im Traum und warnte ihn vor der beabsichtigten Seefahrt.
Er folgte dieser Warnung, und bald darauf erfuhr er, dass
das betreffende Schiff mit Mann und Maus untergegangen
sei. Aus Dankbarkeit Hess er dem toten Retter ein Denkmal
errichten. —

Etwas ähnliches erlebte in neuester Zeit ein Gutsbesitzer
in Thüringen. Dieser hörte eines Nachts,
als er auf der Reise in einem fremden Zimmer schlief, an
seine Tür klopfen und herein trat eine schöne Gestalt wie
ein lichter Engel und winkte ihm mit der Hand, ihr zu
folgen. Zwei- oder dreimal wiederholte sich dieses Gesicht,
und so erhob er sich endlich und verliess das Zimmer.
Kaum aber hatte er die Türe hinter sich, so stürzte die
Zimmerdecke zusammen und zertrümmerte das Bett, in dem
er gelegen hatte. —

Als Cäsar an den Iden des Märzes 44 v. Ohr. in den
Senat ging, wo seine Mörder bereits auf ihn warteten, bat
ihn seine Gemahlin dringend, er möge doch dableiben, sie
habe die Nacht vorher ihn blutig in ihren Schoss sinken sehen.
Aber er verlachte sie — und war bald darauf eine Leiche.
(Wer denkt dabei nicht an das Weib des Pontius Pilatus,
die auch am Karfreitag Morgen wegen Jesus zu ihrem
Mann schickte und ihm sagen Hess: „Habe du nichts zu
schaffen mit diesem Gerechten, ich habe heute viel erlitten
im Traum um seinetwegen." Matth. 27, 15—19.)


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