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Merkwürdige Träume.
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reiter vorauszuschicken. „Aber der Herr hat mir ihn
heimlich gesandt sagte die Frau im stillen und öffnete
auch schon die grossen Saaltüren, wo bereits alles für den
Empfang der hohen Gäste bereit stand.
Wie uns aus der Apostelgeschichte bekannt ist, dass
Gott durch „ein Gesicht bei der Nacht" den Weg des
Paulus von Asien nach Europa lenkte, — es erschien ihm
ein Mann aus Mazedonien, der stund und bat ihn und
sprach: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!'4
(Apg. 16, 9) —, so bedient Er sich heute noch vielfach
der Träume, um die für alles Geheimnisvolle ja besonders
aufgeschlossenen Naturvölker auf den Weg der Wahrheit
zu leiten. „Fast jeder Missionar wird Fälle erzählen können,
wo dort einer und da einer aus der Heidenwelt durch
Träume erschreckt oder gelockt zu dem Wort des Lebens
hingeführt wurde," schreibt ein hervorragender Kenner der
Missionsgeschichte, JET. Ostertüff, im „Basler Missionsmagazin"
von 1863. Aus der Fülle der Beispiele sei nur eines
angeführt:
Ein Angehöriger der Santals (Indien), ein Mann von
etwa 40 Jahren, der ein Heide war, hatte eines Nachts
folgenden Traum: Es kam jemand zu ihm und sagte ihm:
„Hathia — das war sein Name —, gehe auf die Landstrasse,
da wirst du etwas finden! das bringe den Missionaren in
Ebenezer, die werden dir sagen, was du weiter tun sollst."
Er erzählte diesen Traum seinen Freunden und diese sagten
ihm, er solle nur ihm folgen. Er ging also noch in der
Nacht an die im Traume ihm bezeichnete Stelle, wartete
hier vier Stunden, bis die Morgendämmerung anbrach, und
da sah er denn auf dem Weg ein beschriebenes
Stück Papier liegen, das er aufhob und dem Missionar
Skre/srud in Ebenezer brachte. Dieser las ihm vor, was
darauf stand — es war ein Lied in der Santalsprache, in
dem die Heiden ermahnt werden, zu Jesus, dem Sünderheiland
, zu kommen. Dieses Lied machte einen tiefen Eindruck
auf Hathia; er bekehrte sich und wurde gläubig an
den Herrn, und durch seine Bemühungen entstand eine allgemeine
Erweckung in seinem Heimatdorfe, so dass die
Missionare nur kommen und ernten durften. Dies geschah
im Jahre 1871. —
Doch genug aus diesem merkwürdigen Kapitel der
Menschheits- und Lebensgeschichte. Noch erfüllt sich
immer wieder das alte Sprüchwort: „Im Traum des Gesichts
in der Nacht, wenn der Schlaf auf die Leute fällt,
da öffnet Er das Ohr der Leute und schreckt sie und
züchtiget sie, dass Er den Menschen von seinem Vornehmen
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