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374 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1906.)
wende und beschirme ihn vor Hoffart, und verschone seiner
Seele vor dem Verderben und seines Lebens, dass er nicht
ins Schwert falle.41 Hiob 33, 15 —18. (Vergl. unsere K.
Not. c\ Nov.-Heft v. J., S. 685 und Dez.-Heft, S. 742, sowie
Jan.-Heft er. e) S. 54.)
Indische Zauberkünste.
Ueber die erstaunlichen Produktionen, welche die indischen
Fakire, Heiligen und Priester zu Ehren der Gottheit
und zur Erbauung der Gläubigen vollbringen, berichtete in
der „Occult Review" Dr. Heinrich Hensoldt (laut „N. W. J."
vom 17. XII. 05) von neuem beinahe unglaubliche Dinge»
Hensoldt hat bekanntlich viele Jahre in Indien, Tibet, Bur- •
mah und Ceylon gelebt und sich besonders der wissenschaftlichen
Erforschung dieser angeblichen Taschenspielerkunststücke
gewidmet*
Er hat die einzelnen Zaubereien nicht nur gesehen,
sondern sogar photographiert! Er erzählt uns, dass diese
Wunder auf offenen Strassen und Plätzen von nackten oder
halbnackten Hindus mitten in einer grossen Menschenmenge
vorgeführt werden. Die Sadhus, die die höchste Geschicklichkeit
in dieser Geheimkunst besitzen, nehmen niemals
Geld dafür. Das berühmte „ W under des Mangobaumes
", von dem wir schon im Aprilheft, K.
Not. /), S. 256 eine Probe brachten, beschreibt Hensoldt
folgen dermassen: Auf einem öffentlichen Platz in
Agra grub ein Sadhu mit einem kurzen weissen Stock
ein sechs Zoll tiefes Loch in die Erde. In dieses
Loch legte er eine halbreife Mangofrucht und deckte es
wieder zu. Nach drei Minuten begann die rauhe Binde
eines Baumstammes über dem Boden zu erscheinen; der
Baum wurde sehr schnell grösser und grösser, und fünf
Minuten nach dem Eingraben der Frucht stand — so
natürlich wie nur je irgend ein wirklicher Baum — ein
über fünfzig Fuss hoher Mangobaum in vollem Blätter-
schmuck und mit Früchten daran da. Es war ein verzauberter
Baum, denn kein Blatt bewegte sich, und er warf
keinen Schatten. Wenn man näher an den Baum herankam
, wurde er undeutlich und verschwand. Stellte man
sich in einer bestimmten Entfernung auf, dann war er
wieder deutlich zu sehen. Zwei englische Offiziere, die bei
dem Einpflanzen der Frucht nicht zugegen gewesen waren,
sahen auch den Baum überhaupt nicht. Sonst aber erblickten
ihn alle. Der Sadhu predigte etwa zwanzig Mi-
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