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398 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 7. Hett. (Juli 1906.)
her starb er infolge des Schreckens. Das Bild zeigte
die eingebrannten Spuren von fünf Fingern und so ist
es noch."
„Wir alle blickten — so Herr Lauria — nach dem Bilde.
Es war ein altes Gemälde, die Kreuzigung Christi darstellend
, in seiner Mitte von fünf langen Brandstreifen entstellt
. Keiner von uns wird jenes Gemälde vergessen haben
und ebenso wenig keiner von den Tausenden aus jenen
Gegenden, so denke ich, die es im Laufe der Zeiten gesehen
und Zeugnis darüber ablegen können. Wer weiss, ob
jenes Gemälde im Kloster dei Vergini heute noch vorhanden
ist?" —
Diese Frage, mit welcher die Erzählung schliesst, beantwortet
im Auftrage der Redaktion von „Luce e Ombra4*
Herr Rechtsanwalt Zingaropoli*) in einem Briefe vom
15 Januar 1906 an Herrn Schriftleiter Marzorati:
„Deinem Wunsche gemäss begab ich mich heute
Morgen nach dem Kloster dei Vergini, um zu erfahren, ob
das Gemälde mit dem Eindruck der feurigen Hand noch
vorhanden sei.
Ich berichtete, was ich gesehen und gehört, ohne mich
über geschichtliche Einzelheiten der Tatsache, ihre Echtheit
, Wertschätzung und Charakter des Phänomens auszulassen
.
Das Kloster „dei Verginiu gehört den Patres der
Mission und es ziehen sich dorthin gewöhnlich Jünglinge
zurück, die sich auf die Priesterweihe vorzubereiten haben,
auch Geistliche der Diözese zu Bussübungen.
Das in Frage stehende Bild wird in einer Zelle des
4. Stockwerkes wohlverschlossen aufbewahrt. Der Rektor,
an den ich mich gewandt, beauftragte zwei Patres, mir
die Besichtigung der kostbaren Denkwürdigkeit zu ermöglichen
.
Während wir endlose Treppen emporstiegen, lange, verödete
Gänge durchschritten, erzählten meine liebenswürdigen
Führer die Geschichte der Erscheinung, welche sich in Turin
vor ungefähr 80 Jahren zutrug: „Das Gespenst zeigte sich einem
*) Verf. des jüngst in Feilgenhauer'&cher Uebersetzung bei 0.
Mutze~Leij>zig erschienenen interessanten Buchs: „Das Wirken eines
Geistes im Kloster der Patres von St. Hieronymus zu Neapel" (nach
einer Chronik aus dem 17. Jahrhundert), wo ganz ähnliche —
scheinbar satanische — Vorkommnisse berichtet und eingehend erörtert
werden, mit Einführung des Ingenieurs und psychologischen
Schriftstellers Prof. Dr. K Passaro: „Fnumstosslicne Beweise für
den Spiritismus etc.14. — Red.
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