Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 402
(PDF, 221 MB)
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402 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 7. Hett. (Juli 1906.)

betrogen, und zwar abgesehen von ihrer, gerade durch die
Naturwissensehaft bewiesenen Unvollkommenheit, vermöge
welcher wir nur den ihnen angepassten Teil der objektiven
Welt wahrnehmen können. Ein klassisches Beispiel ist das
Urteil, das der auf die Sinne bauende „gesunde Menschenverstand
" über die Bewegung der Sonne fällt; dass nämlich
der Wechsel von Tag und Nacht nicht durch sie, sondern
durch die Umdrehung der Erde um ihre Achse bedingt ist,
hätte durch jene bei den Denkfaulen sc beliebte Instanz
nimmermehr entschieden werden können.11') Ganz ähnlich
liegt die Sache hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Leib
und seelischem Prinzip. Wenn auch noch so überzeugend
dargetan wird, dass die seelischen Aeusserungen an den
Körper gebunden sind, so ist damit für die Frage der
Existenz der Seele absolut nichts entschieden. Der Trug«
schiuss, dass der Geist das Produkt des Körpers sein
müsse, weil jede Verletzung eines bestimmten Gehirnteiles
das Aufhören einer bestimmten Geistestätigkeit zur Folge
habe und weil mit der Zerstörung des Gehirnes das Denken
ganz aufhöre, — zeugt von „ganz besonderer Borniertheit",
wie du Prel sich einmal vernehmen Hess. „Man könnte,"
fährt der Philosoph des Okkultismus fort, „ebenso gut
sagen: jede Verletzung des telegraphischen Apparates zieht
eine bestimmte Schädigung der Depesche nach sich, und
wenn der Draht durchschnitten wird, bleibt die Depesche
ganz aus; also produziert der Apparat die Depesche, und
es ist ein Vorurteil, zu meinen, dass hinter dem Apparat
noch ein Telegraphenbeamter steckt."

Es gibt, wie man sieht, Fragen, die nicht durch die Erfahrung
gelöst werden können, sondern vor das Forum des
Denkens gehören. Wenn aber die denkende Einsicht über
die Aussagen der Sinne zu Gericht sitzen kann, dann muss
in ihr etwas leben; was über die Wahrnehmungen der Sinne
hinausgeht. Den plumpen Trugschlüssen der Materialisten
können indessen auch Tatsachen der Erfahrung entgegengehalten
werden. Wenn das Gehirn kein Apparat ist,
hinter welchem ein denkendes Wesen steht, sondern wenn
es selbst denkt, dann muss — wie denn vom Materiaiismus
ganz unverfroren auch behauptet wird — die physische Beschaffenheit
des Gehirnes mit seinen Leistungen im Einklang

*) Ein Verzeichnis der Blamagen, die sich der „gesunde
Menschenverstand* bei Entdeckungen und Neuerungen aller Art
zugezogen hat, findet sieh auf 8. 48 — 44 meiner Schrift ^Das
Prof essorentuintf (0. Mutze, Leipzig). Hinzuzusetzen wäre etwa
noch, dass sogar die Postmarke für eine undurchführbare Phantasterei
gehalten wurde.


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