Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 403
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Seiling: Die Kardinalfrage der Menschheit. 403

stehen; ja, es müssen die bedanken lediglich als umgesetzte
Nahrung aufgefasst werden. Und wirklich entblödet sich
z. B. Ä. Ingersoll nicht, in seiner „Modernen Götterdämmerung
" auszurufen: „Welch' ein wundervoller chemischer
Prozess, der ein blosses Quantum Nahrung in die göttliche
Tragödie eines „Hamlet" verwandeln konnte!" Schade,
dass die Materialisten nicht auch die Speisezettel und Kochrezepte
angeben können, die zur Erzeugung bestimmter
Geistesprodukte, wie „Hamlet14 oder „Faust", dienlich
sind! . • . Hier ist einzig und allein das Bibel wort am
Platz: „Da sie sich klug dünkten, sind sie zu Narren geworden
!"

In Wahrheit sind die Denkleistungen weder genau pro*
portional mit dem Umfang und der Masse des Gehirnes,
noch mit seiner Ernährung. Es hat grosse Denker gegeben
, wie z. B. Friedrich II. und Lessing, die verhältnismässig
kleine Köpfe gehabt haben, und es ist eine sehr
häufige Erscheinung, dass bedeutende Menschen und geistesfrische
Greise sich mit magerer Kost begnügen* Die
quantitative und qualitative Verschiedenheit der menschlichen
Gehirne ist im Vergleich mit der ungeheuren Verschiedenheit
des Denkvermögens überhaupt so lächerlich
gering, dass der Gedanke an die Proportionalität der physischen
und psychischen Paktoren geradezu als Tollheit erscheint
. Ferner trifft der von den Materialisten zu fordernde
Parallelismus im Entwickelungsgange des physischen und
psychischen Lebens keineswegs zu. Während in der frühesten
Kindheit die geistige Entwickelung hinter dem Wachstum
des Gehirnes gewöhnlich zurückbleibt, bei Wunderkindern
aber das Gegenteil stattfindet, arbeitet der Geist
oft genug ungeschwächt weiter, nachdem die physische
Rückbildung des Körpers längst begonnen hak So haben
namentlich grosse Männer, wie Sophokles, Piaton, Leibnitz,
AI. v. Humboldt, Schelling, Goethe, Schopenhauer und Richard
Wagner bis zuletzt vollgiltige Proben einer energischen
Geistestätigkeit abgelegt. Es kommt sogar vor, dass das
geistige Leben sich gerade beim Eintritt des Todes höher
steigert, wie es auch beobachtet worden ist, dass Irrsinnigen
kurz vor dem Sterben die Binde vom geistigen Auge genommen
wurde. Zudem hat die anatomische Untersuchung
zahlreicher Gehirne von Wahnsinnigen nicht die geringste
Spur einer Erkrankung des Denkapparates ergeben, während
andererseits bei Gehirnsektionen nicht selten Verhärtungen,
Erweichungen und andere Unregelmässigkeiten vorgefunden
werden, ohne dass die betreffenden Gehirnbesitzer im Leben
irgendwelche Geistesstörung gezeigt hätten. Es ist be-

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