Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 410
(PDF, 221 MB)
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410 Psyohisohe Studien. XXXIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1906.)

durst, der Kunstsinn und das Gefühl der Menschlichkeit
Dass wir mit dem Tode einer weiteren Steigerung des
Lebens entgegengehen, ist auch schon von Fichte folgender-
massen ausgesprochen worden: „Aller Tod in der Natur ist
Geburt, und gerade im Sterben erscheint sichtbar die Erhöhung
des Lebens. Es ist kein tötendes Prinzip in der
Natur; denn die Natur ist durchaus lauter Leben. Nicht
der Tod tötet, sondern das lebendigere Leben, welches,
hinter dem alten verborgen, beginnt und sich entwickelt."

Ungemein bestimmt äusserte Goethe einmal (zum Kanzler
Fr. v. Müller), dass es einem denkenden Wesen durchaus
unmöglich sei, sich ein Aufhören des Denkens und
Lebens zu denken; insofern trage jeder den Beweis der Unsterblichkeit
ganz unwillkürlich in sich selbst. Damit
würden die Materialist en, was allerdings anderweitig auch
schon behauptet worden ist, aus der Keihe der denkenden
Wesen ausscheiden. Es ist jedoch trotz Goethe nicht ganz
ausgeschlossen, dass das individuelle Bewusstsein insofern
aufhören könnte, als es vom Allgeiste aufgesogen würde.
Gegen diese Annahme spricht indessen eine ganze Reihe
triftiger Erwägungen. Es sei zunächst gestattet, an ein
treffendes Gleichnis zu erinnern, das Fechner in seinem
„Büchlein vom Leben nach dem Tode" in die Worte ge-
fasst hat: „Sorgst Du aber, das menschliche Bewusstsein
werde, weil aus dem Allgemeinbewusstsein heraus geboren,
auch wieder in ihm verfliessen, so sieh den Baum an. Es
hat lange Jahre gedauert, ehe die Zweige aus dem Stamme
kamen; einmal gekommen, gehen sie nicht wieder in ihm
unter. Wie wollte der Baum wachsen und sich entwickeln,
wenn es geschähe; auch der Lebensbaum der Welt aber
will wachsen und sich entwickeln.1' Die Verhältnisse dieser
Erde sind jedoch zur Entwickelung unserer sämtlichen
(zumal der unbewussten) Anlagen ganz und gar unzulänglich
. Und selbst die irdische Reife, die das hohe Alter
immerhin gewähren kann, bleibt der vor der Zeit aus dem
Leben scheidenden Mehrzahl versagt. Sogar Baeckel, der
uns weismachen will, dass der Verzicht auf den Unsterblichkeitsglauben
einen unschätzbaren Gewinn bedeuten
würde, muss es andererseits doch für eine „Brutalität der
Natur" halten, wenn junge talentvolle Menschen dahinsterben
.

Die Hoffnung auf ein bewusstes Portleben dürfen wir
auch deshalb nähren, weil die Betrachtung der Natur lehrt,
dass sie kein Bedürfnis hervorruft, das sie nicht zu stillen
weiss; sie wird also auch den Wunsch nach Leben,


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