Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 415
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0437
M. K.: Offenbarungsspiritisten.

415

Geschichte des menschlichen Fortschrittes zeigt uns geradezu
einen fortwährenden erbitterten Kampf gegen die Vorurteile
der gerade herrschenden Schulwissenschaft.
J><* Welch ein traurig im Staube der Erde kriechender
Wurm ist die sogenannte exakte Naturforschung gegenüber
der die Wahrheit unmittelbar erfassenden genialen Intuition!
Wie macht sie grossen Geistern, die ihrer Zeit etwas voraus
sind, das Leben schwer und raubt ihnen schliesslich die
Früchte ihrer Lebensarbeit!

Goethe zeichnet einige ihrer Vertreter treffend mit folgenden
Versen:

„Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern;
Was ihr dicht fasst, das fehlt euch ganz und gar.
Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr;
Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht,
Was ihr nicht münzt, das meint ihr, gelte nicht."

Es soll damit keineswegs die Bedeutung der exakten
Wissenschaften herabgesetzt, vielmehr nur der alles überwuchernde
Hochmut mancher ihrer Vertreter soll in die
gebührenden Schranken zurückgewiesen werden. —

Indem ich wieder auf unsere oben gezeichneten Offenbarungsspiritisten
zurückkomme, werfe ich die gewiss berechtigte
Frage auf: Wer ist vom rein sittlichen Standpunkte
aus höher einzuschätzen9 die einfachen Leute, die
aus edlem Bildungstriebe sich versammeln und die Ver-
mittlungsgabe eines Mediums lediglich dazu benutzen, um
warmfühlenden Herzens in liebevoller Weise geistig armen
Seelen eine Erleichterung und Gelegenheit zu geistigem
Fortschritte zu verschaffen, oder der kühle Wissenschaftler,
der im besten Falle aus Wahrheitliebe das Gebiet des Spiritismus
betreten hat?

So weit der Himmel höher ist als die Erde, so hoch
steht reine, warme Nächstenliebe über aller Wissenschaft.
Der Pessimist Schopenhauer hat in wundervoller Weise die
Liebe gefeiert gegenüber dem verstandesmässigen Wissen,
indem er schreibt:*)

„Wie Fackeln und Feuerwerk vor der Sonne blass und
unscheinbar werden, so wird Geist, ja Genie und ebenfalls
Schönheit überstrahlt und verdunkelt von der Güte des
Herzens. Wo diese in hohem Grade hervortritt, kann sie
den Mangel jener Eigenschaften so sehr ersetzen, dass man
solche vermisst zu haben sich schämt. Sogar der beschränkteste
Verstand, wie auch die groteske Hässlichkeit
werden, sobald die ungemeine Güte des Herzens sich in

*) „Die Welt als Wille und Vorstellung/ II, S. 211 ff.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0437