Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 417
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0439
M. K.: Offenbarungsspiritisten.

417

diesem Sinne sagt der Meister: „Niemand kommt zum
Vater, denn durch mich."

Es wäre aber verkehrt, den meisten Theologen in
dieser Hinsicht Unkenntnis vorzuwerfen. Der Spruch „ohne
Heiligung keine ^Rechtfertigung" ist den meisten von ihnen
ganz wohl bekannt, nur lassen sie es an seiner Verkündigung
und Betonung der Oefientlichkeit gegenüber allzusehr
fehlen. Diese strenge Forderung Christi könnte ja manchen
vor den Kopi stossen und ihn der Kirche entfremden!

Es entstehen deshalb in den Köpfen der meisten theologisch
wenig Gebildeten völlig falsche Vorstellungen vom
Himmel und seiner Erlangung. Sie halten ein Glauben an
die göttliche Sendung Christi und die Beteiligung an den
Sakramenten für genügend, um, nach dem Tode, der Sünden
ledig, an Gottes Herrlichkeit teilnehmen zu können. Sie
sind aus allen Himmeln gerissen, wenn sie in spiritistischen
Sitzungen so ganz andere Meinungen vernehmen, und für
die meisten oberflächlichen Denker genügt dies, um den
Spiritismus verächtlich bei Seite zu werfen.

Man kann sich eben einen „Geist" gar nicht menschlich
genug vorstellen. Niemand kann etwas wirklich besitzen
, das er sich nicht selbst erworben hat; dies gilt ganz
besonders von geistigen und sittlichen Eigenschaften.

Wie viele Menschen können von sich behaupten, dass
sie „Neugeborene* im Sinne Christi seien, d. h. Geistesmenschen
, denen die Versuchungen des Fleisches nichts
mehr anzuhaben vermögen, in denen „der Christus" erstanden
ist?

Wie unendlich arm am Geist scheiden die allermeisten
von dieser Erde ab. Da wir nun nicht annehmen können,
dass sie deshalb auf ewig verdammt seien, so ist die notwendige
logische Folgerung die Annahme eines Zwi-
schenzustandes, in dem sie das, was sie hier versäumt
haben, nachholen müssen.

Der Katholizismus hat deshalb sein Fegfeuer, das in
übertragenem, geistigem Sinne völlig berechtigt ist. Der
Protestantismus kennt nichts als einen Himmel und eine
Hölle, ewige Freuden und ewige Verdammnis. Damit stösst
er denkende Menschen vor den Kopf und entfremdet
sie sich.

Die Erfolge des Buddhismus unter den gebildeten
Protestanten sind wohl lediglich darauf zurückzuführen,
dass er dem logischen Denken dieser Leute etwas bietet,
was die protestantische Kirche nicht hat und nicht geben
kann. Die ungebildeten und auch viele gebildete Protestanten
leben gedankenlos in den Tag hinein, machen ge-

Paychische Stadien. Juli 1906. 28


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0439