Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 418
(PDF, 221 MB)
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418 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1906.)

wobnheitsmässig das mit, was die Kirche vorsehreibt, und
glauben, dass ihnen dann der Himmel nicht entgehen
könne. Derselbe wird durch sie gewissermassen zu einem
„refugium peccatorum" degradiert. —

Ein protestantischer Theologe erzählte mir einst einen
Fall aus seiner Praxis: Ein gewohnheitsmässiger Säufer,
halb vertiert, hatte sich aufgehängt, für seine Angehörigen
aber einen Zettel hinterlassen mit den Worten: „ Im
Himmel sehen wir uns wieder."

Die spiritistische Praxis zeigt uns nun, dass solche
arme verwahrloste Seelen zunächst einem traurigen Zustande
anheimfallen, und dass es angestrengter eigener
Arbeit bedarf, um sich demselben zu entreissen. Unter
den gebildeten Protestanten gibt es Leute, die dies längst
eingesehen haben, auch ohne nähere Kenntnis vom Spiritismus
zu haben.

So schreibt der bekannte Engländer Professor Drummont
in seinem sehr empfehlenswerten Buche: „Das Naturgesetz
in der Geisteswelt44 unter dem Kapitel „Entartung44 Folgendes
: „Die Hoffnung einer vernachlässigten Seele, doch noch
in den Himmel zu kommen, ist somit ein verworrener,
trügerischer Traum. Wie sollte eine Seele nach dem
Himmel fliehen, die es all ihr Leben lang unterlassen hat,
die Welt und die Selbstsucht zu fliehen? Und wo soll die
Fähigkeit für den Himmel herkommen, wenn sie sich nicht
schon auf Erden entwickelt? Wo soll auch nur die geringste
Spur eines geistigen Sehens und Schmeckens Gottes
und der himmlischen Dinge herkommen, wenn so gut wie
gar nichts Geistliches im Erdenlebeu zur Entfaltung kam?
Wenn jede Gott suchende Regung der Seele ungenährt geblieben
ist, wenn das Unkraut der Vernachlässigung jeden
Aufgang überwuchert hat, auf dem die himmlischen Boten
der Liebe und des Glaubens hätten auf- und absteigen,
wenn alles beharrlich missachtet worden ist, wodurch die
Seele hätte wachsen können, wo sollte ihr auf einmal die
Fähigkeit herkommen, auch nur den leisesten Geschmack
an den Dingen zu finden, welche Gott uns geben will und
die im Himmel auf uns warten?44 -

Wir sind also nicht mehr berechtigt, über die Offen-
barungsspiritisten ohne weiteres den Stab zu brechen, wenn
sie annehmen und glauben, dass viele geistige Wesen sich
in einem traurigen seelischen Zustande befinden, und wenn
sie sich liebevoll bemühen, ihnen durch Zuspräche und Belehrung
zu Hilfe zu kommen.

Es ist sehr wohl denkbar, dass lebende Menschen seelisch
viel höher stehen, als mancher entkörperte Geist, der


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