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Maier: Das Gesetz des Zufalls und die Metempsyehose. 423
„magnetischen Wissenschaften", und begründet
diese allgemeine Bezeichnung damit, dass der spezielle A us-
druck „Hypnotismus" seit einer Reihe von Jahren von den
Wissenschaftlern, welche seiner Zeit die heftigsten Gegner
eines Mesmer, Nollet, Puysegur, Deleuze, du Potet und anderer
Vertreter des Magnetismus waren, aber schliesslich
dem Augenschein der Tatsachen sich ergeben mussten, nur
deshalb aufgebracht wurde, um unter veränderter Etikette
den am wenigsten wichtigen und fruchtbaren Zweig jener
psychischen Wissenschaft für sich in Anspruch zu nehmen,
Angesichts der Analogie, welche durch die Phänomene der
Anziehung und Abstossung zwischen physischem und phy-
siologischem Magnetismus besteht, sollte als allgemeiner
terminus technicus an jener früheren Bezeichnung festgehalten
werden; denn eine sich auf Erfahrung und Experiment
gründende Wissenschaft muss mit einem möglichst
neutralen und allgemeinen Ausdruck bezeichnet werden.
Der magnetische Zustand, in welchem der telepathische
Traum erfolgt, ist aber nur ein höherer Grad des normalen
Zustands, weshalb auch von telepathischer Erregung („eom-
motion teiepathique") gesprochen werden kann, in welcher
die durch eine Krisis des Kranken oder Sterbenden, dessen
Gehirn mit dem des sensitiven Empfängers in Rapport
steht, hervorgerufene Eernwirkung erfolgt. Besteht magnetischer
Rapport zwischen mehreren Personen, so korrespondiert
, wenn die fernwirkende Fähigkeit sich vervollkommnet,
jedes Element des „Reservoirs der Einbildungskraft* von
jeder derselben mit einem zugleich vibrierenden Punkt des
organisierten Prinzips, das der Sitz der telepathischen Aufnahme
ist. So könnte auch die Erscheinung des Bildes
einer verstorbenen Person einer von einer entsprechenden
lebenden Realität durchgemachten Krise entsprechen, die
einer plötzlichen Aufhebung des Gleichgewichts in den
magnetischen Beziehungen zuzuschreiben wäre, wobei aber
das momentan hervorgerufene Bild, bezw. Phantom in nichts
die jetzige Gestalt jenes real vorhandenen Wesens wiedergäbe
. —
Auch zwischen Traum und Halluzination besteht nur
ein Gradunterschied. Verf. berichtet in einem besonderen
Kapitel und zwar auf Grund langjähriger persönlicher Erfahrung
, über bewusste und prophetische Träume, unter
welchen er „symbolische" und „repräsentative" unterscheidet.
Die letzteren, welche ein ziemlich genaues Bild der zukünftigen
Ereignisse geben, sind äusserst selten, während
die ersteren unter gewissen, aber bei den einzelnen
Personen verschiedenen Bildern bestimmte Arten bevor-
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