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Maier: Das Gesetz des Zufalls und die Metempsychose. 427
Wir übergehen die Auseinandersetzungen des Verf. mit
einigen ihm befreundeten Vertretern der kirchlichen Anschauung
, die er — im Sinne der in den rorangehenden
Heften unserer Monatschrift von Dr. Nagel gegebenen Andeutungen
— durch Anwendung der Ergebnisse ohkultisti-
scher Forschung auf die Erklärung der biblischen Wunderberichte
ergänzt wissen möchte, und wollen uns auch nicht
länger bei den sehr interessanten Abschnitten über menschliche
Ausstrahlungen, N-Strahlen (mit Hinweis auf die in
der Sitzung der Akademie vom 14 Febr. 1898 zur Sprache
gekommenen Prioritätsansprüche des Kommandanten Bärget
aus Tours bezüglich seiner 85 Photographien menschlicher
Ausströmungen), Gedankenphotographien menschlicher Fluida
(nach den biclogischen Experimenten des Dr. Hippolyte
Baraduc im Amphitheätre Cruveilhier der Ecole de Mede-
cine) und Radioaktivität verweilen, weil sich die „Psych.
Stud.tt mit allen diesen Punkten und Fragen wiederholt
schon in ähnlichem Sinne beschäftigt haben. Speziell das
Radium bietet uns ja einen Körper mit ähnlichen Eigentümlichkeiten
dar, wie sie Verf. seinem tätigen Prinzip
zuschreibt, insofern es Wirkungen zu bestimmen scheint,
ohne Veränderungen in sich selbst, also in seinem Wesenskern
zu erfahren. Doch ist dies blosser Schein, indem es
wie alle tätigen Körper dem Gesetze des Wechsels unterworfen
ist. Seine bemerkenswerte Eigenschaft ist nur die,
diesen Wechsel auf ein Minimum zu reduzieren und mit
dem Minimum von Aenderung die grösstmögliche Summe
von Wirkungen hervorzubringen. Wie ein Mechaniker ev.
mit einer minimalen Anstrengung das Gleichgewicht mächtiger
, vorher dazu disponierter Kräfte bricht, so —
könnte man sagen — hebt auch das Radium, indem es
seine Tätigkeit auf Punkte ausübt, wo Systeme im Gleichgewicht
stehen, dieses auf und bringt damit Wirkungen
hervor, von denen es so nur die anregende Ursache („cause
excitatriee') ist. Die Bildung der Molekularsysteme erfordert
einen mehr oder weniger grossen Aufwand von
Energie, aber der Bruch ihres Gleichgewichts kann nur
eine minimale Quantität solcher erheischen. Nach dieser
Analogie kann auch das „Sorna" als ein System von
Kräften betrachtet werden, dessen aktives Prinzip in jedem
Augenblick das Gleichgewicht bricht, das aber durch die
der Aussenwelt entlehnten Elemente sich mehr oder weniger
vollständig wiederherstellt. Im Verhältnis zu den Veränderungen
des Sorna mag also die Veränderung des
aktiven Prinzips sehr langsam erfolgen — wie die Sonne,
möchten wir beifügen, im Verhältnis zur Bewegung der
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