Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 435
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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v. Bioder-Krieglstein: Kalfeer Hass.

435

Ein Fakir hatte mich vor wenigen Tagen verfolgt,
ein Wesen, so verwahrlost, spinnenbeinig, seit seiner Geburt
weder gewaschen noch gekämmt, splitternackt, und
war an jedem Morgen hinter meinem Lager am verglimmenden
Feuer der Kulis aufgetaucht Endlich komme ich darauf
, dass ihn einer meiner Karrenführer als blinden Passagier
mitfahren lässt. Der ältere meiner Jäger, ein braver
Gurka (Mongole), schlägt zuerst dem Karrenführer eine
schauerliche Knallschote um die Ohren und zwingt den
Fakir, abzusteigen. Ich war schon einige hundert Schritte
voraus und hörte nun eine volle Stunde lang das Geheul
des Fakirs, dessen Gebrüll weit scheusslicher klingt als das
Heulen der Schakale.

Abends komme ich allein zu einer Forsthütte und muss
etwa zwei Stunden lang in der Finsternis auf diesem völlig
unbewohnten Platze warten. Kaum wird es finster, so beginnt
das Heulen des Fakirs ganz nahe von der Hütte.
Der Kerl konnte unmöglich mit mir Schritt gehalten haben,
konnte auch nicht wissen, dass ich hier halten werde. Ich
suchte, als der Mond aufging, den ganzen Dschungel ab;
während dieser Zeit tönte das grässliche Jammern bald aus
der Hütte, bald aus den Baumwipfeln, bald aus der Erde.
Es war höchst ungemütlich. Als meine Karren eintrafen,
verstummte das Geheul, vor dem sich selbst die Schakale
scheu zurückgezogen hatten, und mein Kansama erklärte,
der Fakir wäre nach Osten zurückgewandert. Am anderen
Morgen hockt er aber, wie ein gefangenes Tier, den wüsten
Schädel zwischen den Schultern wiegend, wieder am Lagerfeuer
der Kulis und stiert mich verständnislos an.

Und nun mag man es für Aberglauben oder eine Art
von Idiosynkrasie halten, — mir steht aber die Tatsache fest,
dass wir an diesem Tage zum ersten Mal Malheur hatten.
Vormittags brach ein Rad, abends fiel die zweite Karre in
den Fluss, — ich fehlte auf unerklärliche Weise auf kaum
dreissig Schritte einen äsenden Damhirsch, und als wir am
anderen Morgen aufbrechen wollten, sitzt der eine Karrenführer
weinend und schluchzend am Feuer und bittet um
Himmelswillen entlassen zu werden. Und nun beginnen alle
Waffen und Eisenteile stark zu rosten. Meine Leute aber
sagen, da wäre wohl nichts dagegen zu machen: — der
Fakir hätte einen Zauber losgelassen und wir müssten ihm
ßackschisch geben, sonst würde er uns Gott weiss wie weit
verfolgen.

Da die Gegend fast menschenleer ist und ich nur auf
mich selbst angewiesen war, so Hess ich dem Fakir sagen,
er würde als einzigen Backschisch eine Kugel zwischen die

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