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440 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1906)
dann eventuell mit der Autorität ihres Namens für die
Echtheit der Vorführungen öffentlich einzutreten. Wir
denken dabei in erster Linie an unseren und der „Uebers.
Welt" bewährten Herrn Mitarbeiter Dr. med. Franz Freudenberg
in Dresden, der sich auf Grund seiner reichen Erfahrung
auf beiden Gebieten — bei de** räumlichen Nähe
seines Wohnsitzes — im Interesse der Wahrheit und der
Wissenschaft gewiss gerne einem eingehenden Studium der
1. c. ausführlich beschriebenen Phänomene unterziehen
würde, zumal gerade die Apport- Medien den Skeptikern
aus naheliegenden Gründen der Taschenspielertricks stets
besonders verdächtig erscheinen und es daher von höchstem
Wert wäre, dieses vielumstrittene okkulte Problem endlich
einmal von unparteiischer und nicht voreingenommener Seite
einer gründlichen Untersuchung unterzogen zu sehen. Auch
unterzeichnetem Schriftleiter ist es leider bis jetzt nie gelungen
, einer derartigen Prüfungssitzung unter annehmbaren
Bedingungen beiwohnen zu können. Dr. Fr. Maier.
d) Im Schlaf zum Virtuosen geworden. Aus London
wurde dem „N. Wiener Journal" vom 16. III. er. telegraphiert
: Der 16jährige Angestellte eines Wollwarengeschäftes
, Hauck) besuchte kürzlich in New-York ein Theater
, in dem lebende Bilder vorgeführt wurden. Unmittelbar
nach dem Verlassen des Theaters begab er sich zu Bett
Das Erstaunen seiner Mutter war gross, als ihr Sohn am
anderen Tage nicht erwachte, sondern weiter schlief. Der
Schlaf und die Haltung des Schlummernden boten keinen
Anblick der Gezwungenheit oder Starrheit. Dieser Zustand
dauerte sieben Tage an. Nur um die Essensstunde verlangte
er etwas Nahrung und schlief dann sogleich wieder
ein. Nach sieben Tagen erwachte der Junge, erhob sich
und begann auf seinem Cello, das er sonst nur mittelmässig
beherrschte, wundervoll zu spielen. Er brachte noch nie
vernommene Melodien zu Gehör und legte sie in Noten
nieder. Die Sachverständigen erklärten» dass diese Kompo-
sitionen von genialer Begabung zeugen und prophezeiten
dem jungen Künstler, der im Schlafe die Inspiration zu
seinen Schöpfungen empfangen hatte, eine grosse Zukunft.
Die Aerzte New-Yorks erklären, das Vorkommnis enthalte
für den Neurologen nichts Ueberrasohendes.
e) Erinnerungen an die Brüder Davenport frischte
(laut „N. W. J„" vom 16. I. er.) in seinem letzten „Journal
d'un Vaudevilliste" Ernest Blum auf. „Die Leute meines
Alters," schreibt er, „werden sich vielleicht noch an die
Brüder Davenport und ihren Schrank, der ganz Paris in
Aufregung und Neugier versetzte, erinnern. Auch ich hatte
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