Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 442
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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442 Psychische Studien. XXX11I. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1906.)

Die Aerzte sind überzeugt, dass es sich um einen Fall von
Hysterie handelt, und dass es gelingen wird, durch feste,
aber freundliche Behandlung den Jungen zu kurieren.

g) Wie weit der Aberglauben führen
kann. Unter dieser Spitzmarke brachten die Tagesblätter
in der ersten Juniwoche die nachfolgende Mitteilung, bei
welcher verschiedene Nebenumstände den Kenner mit ziemlicher
Sicherheit darauf hinweisen, dass es sich um einen
recht interessanten, aber leider nicht ärztlich untersuchten
Fall von echtem Somnambulismus handelt, der schliesslich
— vielleicht infolge falscher Behandlung durch die Angehörigen
— mit Leichenstarre endigte: „Eine unglaubliche
Geschichte wird aus dem Dörfchen Schafhausen in der Nähe
von Weil der Stadt*) in Württemberg berichtet« In diesen
Tagen wurde die Leiche der Frau Widmaier^ geb. Wolf an gel.
von einer Gerichtskommission ausgegraben, nachdem die
Frau vor 2H Jahren spurlos verschwunden war. Frau
Widmaier muss eine Somnambule gewesen sein; sie
verfiel in exstatische Zustände und hatte einen grossen Zulauf
als Wahrsagerin und Totenbefragerin. Wenn sie in ihre
Zustände verfiel, pflegte ihr Mann zu sagen, bei seinem
Weib sei manchmal derGeist abwesend, aber nach
einigen Tagen kehre er immer wieder zurück. Auf einmal
, seit dem 20. Januar 1880, war die Frau verschwunden.
Man hatte damals in Schaf hausen nachts angeblich einen
mit vier Happen bespannten Wagen fahren sehen und es
hiess, der Teufel habe die Frau vierspännig geholt! Der
Gatte, der übrigens 1888 starb, bewahrte unverbrüchliches
Stillschweigen. Jetzt hat eine Tochter der Verschwundenen
bekannt, dass ihre Mutter hinter dem Haus im Garten begraben
liege, und man fand richtig an der bezeichneten
Stelle das Skelett samt Kleidungs- und Bettstücken kaum
20 Zentimeter unter dem Boden. Zuerst schien ein Verbrechen
vorzuliegen. Aber nach den Angaben der Tochter
muss man vielmehr annehmen, dass die Frau unvermutet
gestorben ist. Der Gatte sagte den Kindern, die nach der
Mutter fragten, zunächst, sie sei verreist, wie dies öfter
vorgekommen war. Nach etwa 14 Tagen wies er die
Kinder auf das Sofa hin, in dessen Innerem sie die Mutter
auf einem Bettstück liegen sahen. Und in diesem Sofa blieb
die Leiche ein Jahr lang in der Wohnstube; die Tochter
schlief die ganze Zeit über daneben, ohne nach ihrer Aussage
von Leichengeruch irgend belästigt zu werden; die

*) Bekannt als Geburtsort des Astronomen Jobs. Kepler (geb.
27. XII. 1571, gest. zu Eegensburg 27. XI. 1630). — Eed.


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