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444 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1906.)
des Einzelnen stärkt und seine Achtung vor den anderen
aufrechterhält und hebt, während die soziale Gesinnung
ohne Jenseitsglauben starken Erschütterungen entgegengeht
.
$) Der Arzt und Dichter Theobald Kerner,
der Sohn des Arztes der „Seherin von Prevorst", Justinus
kerner in Weinsberg, das Patenkind Ludwig Uhland'%}
feierte am 14. Juni dort seinen 90. Geburtstag. Geistig
noch ungebrochen, hat er unter seiner Blindheit schwer zu
leiden. Er schrieb neben gemütvollen Erzählungen und
Gedichten auch Erinnerungen aus dem Leben seines Vaters
und gab 1897 dessen Briefwechsel heraus.
k) Aufruf zur Errichtung eines Fichte-
denkmah in Berlin, dat. 19. Mai {Fichte's Geburtstag
) 1906: Im Herbst 1910 feiert die Universität Berlin
das Fest ihres hundertjährigen Bestehens. Unter den
Männern, die sie ins Leben riefen und als erste Lehrer an
ihr glänzten, nimmt kaum einer so sehr die dankbare Erinnerung
der Nachwelt in Anspruch, wie ihr erster erwählter
Rektor Johann Gottlieb Fichte. Um sein Katheder
scharten sich bereits in den Jahren vor der Gründung der
Universität Hunderte begeisterter Hörer. In den trübsten
Tagen Preussens blieb er treu dem Staate seiner Wahl, in
dem er den Hort der sittlichen Freiheit erblickte. Seine
„Reden an die Deutsche Nation0 verkündigten prophetisch
den Geist der Selbstaufopferung, der den belebenden Odem
des sich erneuernden Staates bilden sollte. Ein würdiges
Denkmal für diesen Helden des Gedankens und der Tat
zu errichten, ist eine noch uneingelöste Ehrenschuld der
Nation, Der gegebene Ort dafür ist die Hauptstadt des
Reiches, das er ahnte, und in ihr die Universität, die er
mitbegründete. Ihre Jubelfeier kann keine schönere Weihe
empfangen, als wenn wir in diesen Tagen das Bild ihres
ersten Rektors enthüllen, des Predigers der Freiheit, des
Erziehers zur Deutschheit. Darum wenden wir uns an alle
Deutschen und alle Freunde deutscher Kultur mit der
Bitte, zu diesem Werke der Verehrung und Dankbarkeit
sich mit uns zu vereinigen. Spenden zu diesem Zwecke
nehmen entgegen die Zahlstellen der Deutschen Bank in
Berlin und ihre Filialen im In- und Auslande. Etwaige
Anfragen und Mitteilungen bitten wir zu richten an die
rAkademiscbe Auskunftstelle an der Königlichen Universität
" (adr. Prof. Dr. Paszkowski), Berlin C. 2, Platz am Opernhause
. Das Ehrenkomitee: Fürst von Bülow, Reichskanzler.
Dr. Studt, Kultusminister, von Einem, Kriegsmmister. Althoff,
Ministerialdirektor. Graf von Ballestrem, Präsident des Deutschen
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