Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 469
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Reich: Gedanken über innere Kultur.

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ist von Namen und Zahlen, kommentiert zu Gunsten einer
Dynastie, Regierung oder sonstigen Kategorie, und zum
Nachteil der wahren Interessen der Bevölkerung, so wird
nichts Gutes daraus gelernt, der Weg zur sittlichen Freiheit
und Perfektion nicht gefunden, der Gebrauch von
Gütern nicht normal gestaltet. Dass hieraus Nachteil entspringt
für alle Interessenten und Entartung der Menschheit
gefördert wird, bedarf nicht der Beteuerung. Und
steht es schlecht um Wahrheit und Klarheit der Geschichte,
erfuhr dieselbe Verdrehungen und Fälschungen durch Mietlinge
und Knechte, so gelangen Gebildete und Volk auf
falsche Geleise, erbauen sich an lügenhaften Erfindungen,
wie unverschämten Uebertreibungen oder auch empörenden
Verkleinerungen, und betreten nicht den Pfad der Wahrheit,
der allein zu rechter Erkenntnis, korrektem Handeln und
wirklicher Wohlfahrt leitet.

Zum grössten Glück hat man noch Mittel und Wege,
hinter solche unverschämte, verbrecherische Machinationen
zu gelangen, welche armselige Registratoren und erbärmliche
Kommentatoren der Begebenheiten im Ameisenhaufen
der Menschheit verüben. Und dies auch macht Philosophie
der Geschichte möglich, freie Betrachtung der Zivilisation,
Einnahme höherer Standpunkte der Moralphilosophie und
Sozialpsychologie bei Beurteilung von Geschichte und Zivilisation
, und lässt das Verhältnis von Religion und Glauben
beiden gegenüber erkennen. Man hat hier nicht mit Gegenständen
von nur theoretischer Bedeutung es zu tun, sondern
auch mit Angelegenheiten von grösstem Wert für das tägliche
Dasein gesitteter Völker, für Weltanschauung, Lebensgestaltung
, Glückseligkeit aller Individuen.

Viele Staatsleute, Wohl- wie Unwohlbesorger, hegen
das meist sehr intensiv gepflegte Vorurteil, dass die Ergebnisse
einer aus Betrachtung der Vergangenheit und Gegenwart
von höheren Gesichtspunkten aus gewonnenen Philosophie
der Geschichte gefährlich seien und suchen davor
mittelbar, wie auch unmittelbar sich zu beschützen.

Ihre Besorgnis ist durchaus grundlos; denn nichts
braucht weniger gefürchtet zu werden, als die Wahrheit,
und nichts hat so schwere Folgen, als die Lüge. Jeder
logische Schluss, der den Namen eines korrekten verdient,
führt empor zu Erkenntnis, und hindert man denselben, so
macht mau Geschichte nutzlos und vexierend. Echte Philosophie
von Geschichte und Zivilisation lehrt durchaus
anderes, als die von Strebern, Heuchlern und Sklaven angefertigte
Geschichte, ja lehrt zuweilen den Gegensatz dessen,
was augenblicklich noch als höchste Weisheit betrachtet


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