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480 Psychische Studien. XXXUI. Jahrg. 8. Heft. (August 1906.)
ihm jener »tibetanische Meister" höhnend seinen Wankelmut
vorwarf, wirkte entscheidend für „Addhi Buddha" und
der biedere, nicht übermässig „helle* Neophyt rückte prompt
mit dem Gelde heraus, welches der Prophetin und ihrem
„Colonela [Olcott] sehr zu statten kam und zum Ankaufe und
zur vollständigen Renovierung des Hauptquartiers in Adyar
benutzt ward." Soweit Herr Dr. Hensoldt —
Es dürfte kaum der Wahrheit entsprechen, wenn der
Herr Doktor schreibt, er sei in Adyar gewesen. Niemand
von den alten Inwohnern des theosophischen Hauptquartiers
weiss etwas von ihm. Es ist ganz und gar unwahr, wenn
Herr Dr. Hensoldt von Herrn Sassoon schreibt, er habe der
theosophischen Gesellschaft Geld angeboten oder ihr auch
nur eine einzige ßupie gegeben.*) Der Ankauf des Hauptquartiers
wurde aus Geldmitteln bestritten, die von den
Mitgliedern der Gesellschaft, welche für diese begeistert
jedes Geldopfer zu bringen bereit waren, freiwillig zur Verfügung
gestellt wurden. Der wahrheitsliebende Herr Doktor
fährt nun (Seite 20) fort:
„Als ich die Prophetin auf ihre dringende Einladung
hin einige Wochen später in Adyar besuchte, gab sie sich
die beste Mühe, auch mich zu umgarnen und für ihre Pläne
zu gewinnen, freilich nicht im Sinne eines Herrn Sassoon,
sondern vielmehr als Associö oder gleichberechtigter Teilhaber
. Sie glaubte nämlich, meine Kenntnisse auf verschiedenen
Gebieten gut verwerten zu können und rechnete
mii vor, welch* bedeutendes Einkommen sich vermittelst der
„praktischen" Theosophie unter Umständen erzielen lasse;
überhaupt welch1 glänzende Karriere für einen jungen Gelehrten
(ich war damals 26 Jahre alt) unter dem Szepter
Kut Humis in Aussicht stünde. Mit nicht geringem Stolze
führte sie mich durch die Gemächer des Bungalow und erklärte
mir den „inner mechanism" der ,,esoteric manifesta-
tions", von welch' letzteren sie bereits über ein lobenswertes
Eepertoir verfügte und unablässig auf neue „surprises" für
ihre zunehmende Kundschaft bedacht war.....Als ich
meiner Wirtin unter vier Augen das Bedenkliche eines derartigen
Schwindels vorhalten wollte, brach sie in ein
*) Auch Oberst Olcolt bestätigt uns brieflich, dass er sich nicht
erinnere, dass Herr Dr. Heu toi dl jemals in Adyar gewesen sei. Er
habe auch niemals gehört, dass Frau Blavalsky irgendwie sich mit
ihm eingelassen habe. Ferner bestätigt er, dass Herr Sassoon niemals
der Theosophischen Gesellschaft Geld gegeben habe und dass
auch dieser seines Wissens niemals Frau Blavalsky irgend einen
Geldbetrag, unter irgend welcher Bedingung, angeboten habe.
Der Uebersetzer.
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