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482 Psyehisehe Studien. XXXIII. Jahrg. 8. Helt. (August 1906.)
Wir kommen nun zu dem Ertönen des sogenannten
Astral-Glöckchen s.^ Es ist bekannt, dass diese
Töne nicht bloss in Adyar, sondern auch an zahlreichen
anderen Orten gehört worden sind, in vielen Privathäusern
und so auch in meinem eigenen Hause, wo es gewiss keine
Drähte und keinen dazu geeigneten Mechanismus gibt. Dr.
Hodgson suchte seiner Zeit herauszufinden, wie diese Töne
zustande kämen. Die einzige Erklärung, welche die Coulomb
'& ihm dafür geben konnten, war die, dass sie von einer
kleinen Musikdose herrühren müssten, welche — wie sie
sagten — Frau Blavatsky unter ihrer Taille geschickt zu
verstecken wösste. Wäre wirklich ein Mechanismus vorhanden
gewesen, zur Ingangsetzung des „astralen Glöck-
chens" — wie dies Herr Dr. Hensoldt behauptet —, dann
wäre sicher Frau Coulomb die erste gewesen, die dies dem
Dr. Hodgson gesagt hätte, was doch nicht geschehen
i81. Dennoch behauptet Herr Dr. HensoJdt, man habe ihm,
sobald er nach Adyar kam, unter anderen kunstreichen
Vorrichtungen auch den imaginären Mechanismus zur Her-
vorbringung astraler Töne gezeigt. Die von ihm hierüber
gemachten Angaben sind so töricht, dass seine Kühnheit,
solche Dinge öffentlich zu behaupten, nur durch die Annahme
begreiflich erscheint, dass er dann und wann derselben
Halluzination unterworfen ist, an der er gelitten
haben muss, als er an dem illusorischen Mangobaum emporkletterte
.*) Zuerst schildert er (Seite 17) Frau Blavatsky
als ein über die Massen verschmitztes und verschlagenes
Menschenkind, stets bereit, andere „in jeder Weise zu übertölpeln
und um den Finger zu wickeln;" im nächsen Augenblick
grenzt nach seiner Darstellung ihr Benehmen geradezu
an Wahnsinn und Verrücktheit, denn er behauptet, sie
habe ihn, den gerade in Adyar Angekommenen, sofort durch
alle Zimmer geführt und ihm den geheimen Mechanismus
von verschiedenen unechten Phänomenen, des Astral-Glöek-
chens und der sagenhaften Spirit-Hand, gezeigt, indem sie
ihn aufgefordert habe, bei diesen betrügerischen Manipulationen
ihr Teilhaber zu werden, um Geld zu machen!
Davon ist dem Herrn Doktor freilich nichts bekannt, dass
gerade zur selben Zeit ein russischer Journalist mit Namen
Katkoff, der gerne wünschte, dass Frau Blavatsky ausschliesslich
für ihn geschrieben hätte, ihr sehr vorteilhafte Anerbieten
gemacht hat.
Können selbst die intimsten Freunde des Herrn Doktor
den obigen, von ihm aufgestellten Behauptungen irgend
*i Wie am Anfange dieses Artikels mitgeteilt.
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