Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 486
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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486 Psychische Studien. XXXIII. Jali rg. 8. Heft. (August 1906.)

im Gegenteil, die Sache so darzustellen, als ob die Religion
mit Metaphysik überhaupt nichts zu tun habe, um dann
hintennach, da es ohne den Glauben an Uebersinnliches
nun doch einmal nicht abgeht, unter fortwährender Berufung
auf die missverstandenen oder gar absichtlich missdeuteten
Bedürfnisse des Gemütes die ganze alte Metaphysik
mit all ihren inneren Widersprüchen wieder einzuführen
. Statt die Unvereinbarkeit der hergebrachten
Gottesvorstellung mit den Forderungen der Vernunft offen
einzugestehen und es demgemäss mit einer neuen, weniger
unvernünftigen Auffassung von Gott und seinem Verhältnis
zum Menschen und der Welt zu versuchen, gibt man sich
im Gegenteil den Anschein, als ob die Einsprache der Vernunft
für den Glauben nichts zu bedeuten habe und das
Herz, unbekümmert um sie, die Bürgschaft für die objektive
Wahrheit seiner religiösen Empfindungen allein in sich
selber finden könne. Statt im Bunde mit der Wissenschaft
eine neue vertieftere Gotteserkenntnis anzustreben,
leugnet man lieber im Gegensatz zu aller wahren
Wissenschaft (die freilich nicht die der heutigen Katheder
ist!) die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer vernünftigen
, widerspruchsfreien Gotteserkenntnis überhaupt,
um nur so für die subjektive Willkür des Gefühls oder die
hergebrachten papiernen „Offenbarungswahrheiten" freie
Bahn zu machen. Aus Angst vor der Philosophie wirft
man die Religion dem modernen Skeptizismus in die Arme
und gräbt ihr damit, ohne es zu merken, selber das Grab,
spricht ihr jeden theoretischen Wahrheitsgehalt ab und
setzt sie nach Anleitung des edlen, aber überaus unklaren
F. A. Lange mit den Schöpfungen der dichterischen Einbildungskraft
auf eine Stufe.

Wo man aber vor diesem letzten Aberwitz noch zurückschreckt
, da hilft man sich nach Weise aller schwächlichen,
unfreien Geister mit unzulänglichen Vermittelungs-
versuchen. Nicht gewillt, die anerkannten Widersprüche
der Kirchenlehre durch den Fortgang zu einem
neuen monistischen Gedankenkreis zu ü b e r w i n d e n, begnügt
man sich damit, sie durch den Rückgang auf
ihre erste undeutliche Gestalt, ihre keimhaften Ansätze in
den Evangelien zu vertuschen. Allzu ängstlich, um
den bleibenden Wahrheitsgehalt des geschichtlich gewordenen
und ideell lang schon zersetzten Christentums aus
seiner unangemessenen Hülle zu befreien und gemäss den
tieferen Bedürfnissen des religiösen Bewusstseins fortzubilden
, entleert man das Christentum, das man zu verteidigen
vorgibt, lieber all seines eigentümlichen Gehaltes


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