Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 487
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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v. Sohnehen: Im Ringen um die Religion der Zukunft. 487

und setzt es auf die Stufe eines blossen rationalisierten
Judentums herab. Nicht stark genug, um die tiefsinnige
Idee der „Gottmenschheit", diesen eigentlichen Kern der
christlichen Religion, gegenüber allen anti- metaphysischen
Strömungen unserer Zeit festzuhalten und sie nur von dem
einen Christus auf alle Menschen auszudehnen, begnügt man
sich lieber mit etwas rührseligem Gerede von „Gotteskind-
schaft" und verewigt damit die Entzweiung zwischen Gott
und Mensch. Viel zu furchtsam, um endlich einmal mit
der religiösen Autonomie, mit der inneren Freiheit
und Selbständigkeit des protestantischen Glaubens
Ernst zu machen, geht man von der als unhaltbar erkannten
Autorität der Kirche auf die schlechtere Autorität
ihres vermeintlichen Stifters zurück. Ohne Zutrauen auf
die Offenbarung in der eigenen Brust klammert man sich
immer noch an einen fremden Offenbarungsträger: aber
nicht wie die Kirche an den Gottmenschen Christus, was
doch immerhin noch einen tiefen Sinn hatte, sondern an
den blossen „M e n s c h e n " Jesus von Nazareth, mit
dem man nun seit mehreren Jahrzehnten einen ebenso unchristlichen
, wie ungeschichtlichen, nicht minder irreligiösen
als widersinnigen, durch und durch unwahren Kultus zu
treiben für gut befunden hat. Und da man doch mit all
diesen wunderlichen Ausflüchten: mit dem Eückgang auf
die halbjüdische und vieldeutig unklare Vorstellungswelt
der drei synoptischen Evangelien, mit der unangemessenen
Idee der Gotteskindschaft, mit der romantischen Vergötterung
eines blossen „Menschen" und mit dem Glauben an
eine in diesem Menschen geschehene, auf alle Zeiten „unübertreffliche
" Gottesoffenbarung immer noch im Widerspruch
mit der Vernunft bleibt, so greift man auch hier am
letzten Ende zu der skeptischen Geringschätzung aller
denkenden Gotteserkenntnis und der törichten Berufung
auf die vermeintliche Seibstgewissheit des religiösen Gefühls
.

Nach all diesen Halbheiten ist es wahrhaft erfrischend,
einem Werke zu begegnen, das einmal ganze Arbeit macht,
mit dem würdig alten Hausrat der Vergangenheit kurz entschlossen
aufräumt und eine wirklicheNeubegrün-
dung der religiösen Vorstellungswelt unternimmt
. Arthur Drervs, weiteren Kreisen besonders durch
sein geistvolles Werk über „Niefzsche's Philosophie" bekannt,
ist es, der mit einer, bei einem deutschen Hochschullehrer
heute unerhörten Offenheit den Kampf gegen die gesamte
christliche Theologie der Gegenwart aufnimmt und den
Orthodoxen ebenso die Erfolglosigkeit all ihrer endlos


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