Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 488
(PDF, 221 MB)
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488 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1906.

wiederholten „Rettungsversuche" des kirchlichen Dogmas,
wie den Liberalen die ganze jämmerliche Dürftigkeit ihres
unklar verschwommenen „Heroenkultus*' dartut. Was er
selber, auf den Bahnen K. von Hartmann's fortschreitend, uns
statt dessen bietet, sind die theoretischen Grundzüge einer
konkret monistischen Religion des Geistes,
die mit dem Gedanken der wesenhaiten Einheit von Gott
und Mensch die tiefsinnigen Bestrebungen unserer grossen
mittelalterlichen Mystiker in zeitgemässer Form erneuert,
den bleibenden religiösen Gehalt unserer idealistischen
Philosophie (von Kant bis Hegel) für die Bedürfnisse der
Gegenwart verwertet und, aus germanischem Geiste geboren,
sich am letzten Ende als eine höhere Synthese der europäischen
und der indischen Religionsentwickelung darstellt.
Am letzten Ende, sage ich. Denn Drews geht keineswegs
von vorne darauf aus, jene beiden Hauptströme der Reli-
gionsgesehiehte so in ein gemeinsames Bett zu leiten. Nein,
er knüpft überhaupt an keine der gegebenen Religionsformen
an, sondern sucht — unabhängig von der Zufälligkeit
all ihrer geschichtlich gewordenen Vorstellungskreise,
unabhängig aber auch von allen rein wissenschaftlichen Erwägungen
— Wesen und Inhalt der Religion
rein aus deren eigener psychologischer
Grundlage, aus der gegebenen Gbrundtatsache alles
religiösen Seelenlebens zu ermitteln. Und wenn das so gewonnene
„Ideal der Religion" die anderwärts durch immanente
Kritik herausgeschälten Wahrheitskeime jener beiden
grössten geschichtlich gegebenen Religionskreise in sich vereinigt
, so erscheint das in Wahrheit nur als eine nachträgliche
Probe auf die Richtigkeit seines auf psychologischem
Wege gewonnenen Ergebnisses, aber keineswegs als der
Ausdruck für eine äusserlich gewaltsame Zusammen-
schweissung verschiedener, zum Teil weit auseinander laufender
Gedankenreihen.

Jene psychologische Unterlage der Religion nun, jene
allgemeinste Grundtatsache alles religiösen
Seelenlebens ist das Streben des Geistes
nach Erhebung über die Natur, das Verlangen
nach Befreiung von der scheinbaren Unvernunft der äusseren
Naturgewalten und der Unvernunft unserer eigenen
natürlichen Triebe. Oder in der Sprache der Theologie:
die Sehnsucht nach Erlösung, nach Erlösung
vom Uebel und von der Schuld. Mit dieser gegebenen Tatsache
der Erlösungssehnsucht hat folglich auch die wissenschaftliche
Untersuchung der Religion zu beginnen und
die Aufgabe der R e 1 i g i o n s p h i 1 o 8 o p h i e —


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