Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 489
(PDF, 221 MB)
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v. Schrieben: Im Ringen um die Religion der Zukunft. 489

einer wahrhaft kritischen Religionsphilosophie im Sinne
Kaufs — ist nun keine andere als die, auf vernünftigem Wege
all die Folgerungen zu entwickeln, die sich aus jener Tatsache
des menschlichen Freiheitsdranges ergeben. Mit anderen
Worten, sie hat in ihrem inneren Zusammenhang alle die Bedingungen
klar zu legen, unter denen die Erhebung des
Geistes über die Natur wirklich ohne Widerspruch möglich
sein würde: die Bedingungen also, deren wirkliches Erfülltsein
das religiöse Bewusstsein um seiner selbst willen
fordern muss, weil ohne sie die ganze Religion nur noch
eine Illusion sein würde.

Soll von einer solchen wissenschaftlichen
Untersuchung der Religion die Rede sein, so
muss die natürliche Gesetzmässigkeit des menschlichen
Seelenlebens selbstverständlich gewahrt bleiben. Und doch
ist der Mensch in seiner eigenen natürlichen Bedingtheit
völlig ausser Stande, sich aliein aus seinen Kräften über
die Natur zu erheben. Er bedarf dazu der Hilfe Gottes,
bedarf des Beistandes einer Macht, die selber über der
Natur steht und so im stände ist, auch ihn über sie zu erheben
. Wie aber ist eine solche übernatürliche
Einwirkung Gottes mit der freien Tätigkeit des
Menschen und der natürlichen Gesetzmässigkeit seines
Seelenlebens zu vereinen? Offenbar nur unter der Voraussetzung
, dass die Einwirkung Gottes nicht ein äusserer Eingriff
in die Menschenseele, sondern eine innere gesetz«
massige Aeusserung derSeele selbst ist. Das
aber ist wiederum nur dann möglich, wenn Gott und Mensch
nicht zwei verschiedene Wesen sind, sondern ein und dasselbe
Wesen: der Mensch nur die beschränkte vergängliche
Erscheinung Gottes und Gott das allgemeine, unvergängliche
Wesen des Menschen, sein wahres Selbst im Gegensatz
zu seinem Ich, seine geistige Seite im Gegensatz zu
seiner leiblich natürlichen Seite.

So ist die monistische Auffassun g des Verhältnisses
von Gott undMensch die unentbehrliche
Voraussetzung einer wissenschaftlichen Behandlung der
Religion überhaupt. Und sie ist in gleicher Weise auch
die Forderung des frommen Glaubens, sofern dieser sich
nur selber recht verstehen lernt. Denn die Religion — darin
stimmen alle tieferen Geister überein — ist nicht
etwas äusserliches, nicht ein Hinausgehen des Menschen aus
sich selbst, sondern vielmehr ein innerliches Leben, ein
Siebzurückziehen des Menschen auf sich selbst. Und sie
ist doch zugleich ein Verhältnis des Menschen zu Gott: ein
wirkliches, nicht bloss gedachtes oder nur vorgestelltes Ver-


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