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Karze Notizen.
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nicht sein kann. Ich liebe die Wissenschaft der Wissenschaft
wegen und weiss ganz genau, dass man a priori nichts
als unmöglich hinstellen kann. Aber ich sage, dass Martin?$
Behauptung mit allem, was die Physiologie über die Funktionen
des Auges lehrt, im offenen Widerspruch steht. Es
ist etwas ganz Absurdes, und es hätte gerade von hier, wo
der unsterbliche Boll vor etwa dreissig Jahren seine grosse
Entdeckung über die Sehfunktion machte, nicht in die Welt
hinausgehen dürfen. Es ist mir unbegreiflich, wie man behaupten
kann, dass sich auf der Netzhaut ein Bild und
noch dazu ein mit dem Augenspiegel objektiv wahrnehmbares
Bild zeigt. In der „Patria" erklärt Prof. Bocci, dass
die Behauptungen des Professors Martini von Irrtümern
ausgehen und zu Irrtümern führen, und Prof. Augmio Manzi
schreibt im „Giornaie d'Italia4', dass er der Entdeckung
Martinis sehr skeptisch gegenüberstehe; er hoffe, dass dieser
eine so wichtige Sache in streng wissenschaftlicher Weise
beweisen und für die Wissenschaft erschliessen werde. Das
„Giornale d'Italia" hat den Brief Manzi's vor der Veröffentlichung
dem Prof. Martini zu lesen gegeben. Dieser erwiderte
, dass es sich um eine rein wissenschaftliche Frage
handle und er der Polemik in den Tageszeitungen fern
stehe. Er beschäftige sich seit längerer Zeit mit diesen
Studien und werde, wenn sie abgeschlossen sein werden, die
Resultate bekannt geben. „Im Auge," sagte er, „geht genau
dasselbe vor, wie auf der photographischen Platte. Bevor
diese ein Bild aufnehmen kann, muss sie gehörig verbereitet
sein, da auf nicht gut präparierten Platten die Eindrücke
der Bilder nicht wiedergegeben werden; so würde
auch der erfahrenste Augenarzt nicht auf jeder menschlichen
Netzhaut das gesuchte Bild finden; die Netzhaut, die
den Eindruck eines Bildes aufnehmen soll, muss gewisser-
massen auch präpariert sein, und das ist bei Individuen der
Fall, die sich in einem pathologischen Zustande befinden.
Diese Studien sind nicht einmal neu. In Frankreich beschäftigen
sich viele Professoren schon seit längerer Zeit
mit der Konstruktion eines Instruments, das, auf das Auge
des Mörders angewandt, genau das auf der Netzhaut befindliche
Bild wiedergeben soll. Wenn dieses Instrument
erst gefunden ist, wird man, ebenso wie man Leute mit gewissen
Instrumenten den Schädel misst, die Photographie
der Netzbaut vornehmen können." („N. Wiener Journal"
vom 30. X. 05.)
ä) Ueber einen angeblichen Geisterspuk
in Wien schreibt uns Herr Leo Borns (Wien, V, Marga-
rethenstr. 69), dat. 10. Juli er.: „Beigeschlossen überreiche
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