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Literaturbericht.
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die von unserem verehrten Mitarbeiter W. v. Schnellen in seinem
schönen Aufsatz: „Im Ringen um die Religion der Zukunft"
(Abt. II d. H.) vertretene Auffassung religiöser Fragen, die in einem
engherzigen Konfessionalismus den grössten Feind jedes geistigen
Fortsehritts erblickt. — Red.]
Iiiteraturbericlit.
Berichterstatter für sämtliche Literatur des In- sowie Auslandes ist Geh. Hofrat
Dr. Wernekke in Weimar, an welchen auch alle Rezensionsexemplare
einzusenden sind. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung für die
in den Besprechungen ausgesprochenen Ansichten.
A. Bücherbesprechungen.
Wahrheit und Irrtum in der materialistischen Weltanschauung. Ein Beitrag
zur Befreiung aus hypnotischem Bann. Von einem Selbstdenker
. Zweite umgearbeitete Auflage. 50 S. Bei direktem Bezug
vom Verlag [Gustav Ferdinand Muller, Berlin S. 0. 26) 50 Pf.
Verf, in welchem wir wohl den durch zahlreiche, auch in den
„ Psych. Stud.* besprochene Schriften zum Wohle der Menschheit
vorteilhaft bekannten Philanthropen und Besitzer eines musterhaft
eingerichteten Bäckereibetriebs, Gustav Müller („ Aus amerikanischem
Leben41, „Mehr Licht in unsere Welt*, „Das Leid als Wurzel aller
Freuden*, „Ein Friedensvorschlag im Kampfe zwischen Unternehmertum
und Sozialdemokratie*, „ Tiefbohrungen auf metaphysischem
Gebiet", „Metaphysische Höhenforschungen* u. v. a.)
vermuten dürfen, hat dieses gehaltvolle Schriftchen mit einem
„Bundschreiben an die Geisteselite deutscher Stämme und Sprache*
etwa 1000 literarisch oder sonstwie hervorragenden Vertretern des
„Volks .der Denker* zugesandt, um sie zu einem Waffengang mit
ihm oder gegen ihn über die höchsten Fragen des Lebens in der
Arena der Wahrheitsforschung herauszufordern; die auch ohne
Namensnennung willkommenen Antworten sollen dann nach einigen
Monaten zu einem grösseren, die originellsten und logisch wuchtigsten
Kampfesbeiträge enthaltenden Werke, das den Einsendern derselben
als Freiexemplar zugeht, verarbeitet werden. Seine Annahme,
dass die Schweiger unter den Wortführern der Materialisten einerseits
und der christlichen Offenbarungsspiritualisten andeierseits entweder
sich der Feigheit schuldig machen würden oder aber auf den
Inhalt seiner Schrift nichts Wesentliches zu erwidern wüssten,
dürfte insofern nicht ganz zutreffen, als neben dem von ihm selbst
gegeisselten Totschweigesystem unserer heutigen „Geistesgrössen*
doch auch noch mit solchen gelehrten Gegnern zu rechnen ist, die
keine Zeit finden oder auch es nicht für der Mühe wert halten, sich
öffentlich mit einem Autodidakten herumzuschlagen, dem sie die
wissenschaftlichen Voraussetzungen zu einem Kampf mit gleichen
Waffen abstreiten zu dürfen glauben. Für eine dilettantische Behandlungsart
der einschlägigen Probleme könnte z. B. angeführt
werden, dass Verf. sich besonders eingehend mit einem (von der
Hochschulwissenscbaft mit Becht — so wenig wie Held und Corvin in
ihrer illustrierten Weltgeschichte — als vollwertiger Forscher anerkannten
) Dr. Marius auseinandersetzt, der in seinem Buch über
„Die Persönlichkeit Christi* mit den oft genug vorgebrachten und
ebenso oft als nur scheinbar stichhaltig widerlegten Gründen beweisen
will, dass Jesus überhaupt nie gelebt habe. Den Jenseits-
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