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De Fremery: Anleitung zur Kenntnis des Spiritismus. 515
schreibenden Hand zusammen. Die Schrift lieferte auch
in diesem Falle den objektiven Beweis für die Realität der
Erscheinung. —
Noch mehr ergibt sich das aus dem, was Robert Bruce*)
begegnete, als er im Alter von 30 Jahren auf einem Handelsschiff
zwischen Liverpool und St. John in Neubraunschweig
fuhr. Er sass in der Kajüte, welche an die des Kapitäns
stiess, und hatte sich in die Längenberechnungen vertieft.
Da das Resultat ihn nicht befriedigte, rief er dem Kapitän,
den er in seiner Kajüte auf einer Schreibtafel schreiben zu
sehen glaubte. Da er keine Antwort erhielt, begab er sich
in die Kapitänskajüte. Allein als die Person, die da beim
Schreiben sass, den Kopf erhob, sah Robert Bruce in ein
ganz fremdes Gesicht, das ihn fest anschaute. Bruce eilte
auf das Deck and machte dem Kapitän davon Meldung.
Beide kehrten zur Kajüte zurück, allein es war niemand
mehr da; auf der Schreibtafel aber stand geschrieben:
„Steure nach Nordwest." Man verglich diese Schrift mit
der von allen, die an Bord waren, allein es war keine Aehn-
lichkeit zu entdecken. Es wurde das ganze Schiff durchsucht
, allein es hatte sich niemand versteckt. Der Kapitän,
welcher, wenn er den geheimnisvollen Befehl befolgte, nur
einige Stunden verlieren konnte, Hess nach Nordwest steuern.
Nach einigen Stunden wurde ein in Eis festgefrorenes Wrack
mit Schiffbrüchigen eines Schiffes angetroffen, das nach
Quebeck bestimmt war. Die Leute befanden sich in grösster
Not ; sie wurden mittels der Boote auf das Handelsschiff
gebracht. Bruce sah sie auf dem Deck erscheinen. Auf
einmal trat er entsetzt zurück ; er erkannte in einem der
Schiffbrüchigen die Person, welche er in der Kajüte gesehen
hatte. Gesicht und Kleidung waren dieselbe, darüber
war kein Zweifel. Er zeigte ihn dem Kapitän; dieser ersuchte
ihn, in die Kajüte zu kommen und auf die Rückseite
der Schreibtafel die Worte zu schreiben: „Steure nach
Nordwest." Etwas verwundert kam der Schiffbrüchige dem
Ersuchen nach. Nun kam es zu einer Erklärung und der
Schiffbrüchige sagte, es komme ihm auf dem Schiff alles so
bekannt vor, als habe er es schon einmal gesehen, obgleich
er nicht wusste, wie das möglich sei. An sein Doppelgehen
erinnerte er sich nicht, sondern er glaubte, das Schiff im
Traum gesehen zu haben. Der Kapitän des verunglückten
Schiffes erklärte noch, dieser Mann sei etwa um zwölf Uhr
an diesem Mittag in einen tiefen Schlaf gefallen, aus dem
*) R. Daie Owen: „Footfalk on the boundary of another world,"
S. 242 ff.
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