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524 Psyohisehe Studien. XXX1I1. Jahr^ 9. Heft. (September 1906.)
— und wirklich interessante Phänomene erhalten habe —,
so nehme ich mir die Freiheit, der löblichen Redaktion diesen
kleinen Bericht zu übersenden. —
Das Medium ist ein 14jähriges Landmädchen, ganz
ungebildet; sie beendete bloss zwei Klassen einer Dorfschule
und kann nur sehr schwach lesen und ein wenig
schreiben. Das Medium ist bei einer Frau Ä. in Bialykamien
als Zofe angestellt. An den Sitzungen, welche in meiner
Wohnung stattfinden, sind ausser dem Medium und mir
noch zwei Personen beteiligt: die Frau R. und einer meiner
Freunde, Dr. jur. W..... Bei meinem Medium kommt
die direkte Schrift vor. Sonderbar und meires Wissens
neu ist die Form, in welcher dieses Phänomen stattfindet.
Mehrere Male habe ich es beobachtet, wie gewöhnlich
zwischen zwei Schiefertafeln, oder in einem dunklen Räume
auf Papier mit Bleistift geschrieben wurde. Die Vorbedingungen
, welche wir dabei angetroffen haben, waren immer
derart, dass jeder Betrug, nicht nur seitens des Mediums,
sondern auch der anderen Personen vollständig ausgeschlossen
war *) Ich wollte aber unbedingt sehen, wie die Schrift
entsteht, — was bei Licht missiang. — Ich konstruierte also
— mit Bewilligung seitens der wirkenden Intelligenz —
folgenden Apparat (siehe vorstehende Abbildung):
Ein hölzernes Kästchen a—b—c—d, 30 cm hoch, breit
und lang, besitzt an der Stelle der vorderen Wand b—d,
einen 50 cm langen, trichterförmigen Sack ss—ss, aus
schwarzer, sehr dichter, aber weicher Seide. In der Spitze
des Sackes ist ein Röhrchen h befestigt, in welches man
einen Bleistift m—n hineinsteckt, und zwar so, dass das
stumpfe Ende des Bleistiftes mit dem grösseren Teile desselben
m—h sich im Innern des Kästchens befindet; das
zugespitzte Ende n liegt ausser dem Kästchen auf einem
Blatt Papier p—p. Im Innern des Kästchens ist es ganz
dunkel und der breite und weiche Sack hindert die Be-
*) Detaillierte Angaben über die getroffenen Vorsichtsmassregel
n sind uns stets erwünscht! — Ii ed.
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