Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 540
(PDF, 221 MB)
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540 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1906.)

er sagt: „Wir können nicht wissen, wie tief im Ding an
sich die Wurzeln der Individualität gehen." Die so schön
und klar durchgeführte Ethik Schopenhauer98 spricht, wie
gesagt, gegen die Annahme der Ewigkeit des Individuums.

Man muss zwischen persönlicher Unsterblichkeit und
persönlicher Fortdauer nach dem Tode unterscheiden. Nur
für diese, nicht für jene können die spiritistischen Phänomene
als Beweis geltend gemacht werden. Im letzten,
tiefsten Grunde sind alle Wesen ein Einziges; alle Individualität
ist nur Erscheinung: aber die Erscheinung, die
„Welt als Vorstellung", — sie ist nicht mit dem erschöpft,
was wir während unseres Lebens kennen lernen. Wir werden
unseren Tod als Individuen überdauern, aber schliesslich
doch alle vereint sein. Mit dieser Annahme, die auch
Tolstoi als seine feste Ueberzeugung bezeichnet, lässt sich
die Ethik Schopenhauers in Einklang bringen.

Die Vorstellung einer körperlos en individuellen
Existenz ist uns schlechterdings unmöglich. Hier liegt, wie
mir scheint, ein Punkt, der für viele Neulinge im Spiritismus
etwas Abschreckendes hat. Ohne sich den Gedanken
klar zu machen, sieht jeder ohne weiteres ein, dass alles
Materielle bestimmten Gesetzen unterworfen sein muss.
So lange wir, als Individuen, körperliche Wesen sind, sind
wir dem Gesetze der Kausalität unterworfen
. Das geben auch die modernen Spiritisten, besonders
die Naturforscher unter ihnen, zu: sie wollen die
Naturgesetze — wenn auch erweitert und teilweise modifiziert
— auf die okkultistischen und spiritistischen Phänomene
angewendet wissen und sprechen von einer Experimentalphysik
. (An eine solche dachte schon Schopenhauer,
— der, beiläufig erwähnt, merkwürdigerweise trotzdem die
okkulten Phänomene für übernatürliche Erscheinungen
hielt; er glaubte, hier offenbare sich der Wille
direkt als „Ding an sieh", ohne an Kausalität, Raum und
Zeit gebunden zu sein.) Und was ist das Kausalitätsgesetz
für uns? Wir sehen, wir spüren nur dummen und blinden
Zufall, und wie grässlich grausam ist der oft! Und wenn
vielleicht dem Bewohner des Jenseits die Notwendigkeit
des Leidens offenbar sein sollte, dann wäre er auch nicht
viel besser daran. —

Hier sehen (oder wohl richtiger gesagt: fühlen) viele
einen Uebelstand der spiritistischen Lehre gegenüber dem
christlichen Mythus, der die Abgeschiedenen bloss noch
dem Willen Gottes unterworfen sein lässt, von einer wal-


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