Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 541
(PDF, 221 MB)
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Sohelper: Reflexionen.

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tenden Allgüte spricht und in praxi wenigstens eine vergeltende
Gerechtigkeit annimmt. Man muss eben bedenken,
dass wir nicht ewig unfreie körperliche Individuen sein
werden. Der feinmaterielle Teil von uns, der den Tod
überdauert, ist nicht unsterblich, er ist nur Erscheinung,
nicht „Ding an sich", — ist wohl unser metaphysisches Subjekt
*), aber nicht unser transszendentales Subjekt. Dieses
liegt jenseits aller Individualität.

Dieses unpersönliche transszendentale Subjekt mag man
als „Gott" bezeichnen. An einen persönlichen Gott-Schöpfer
darf nicht glauben, wer au Unsterblichkeit glaubt, sei es
individuell, sei es die Unsterblichkeit des all-einen Wesens.
„Gemachtes kann nicht ewig sein". Manche, die durch die
Kenntnis der spiritistischen Tatsachen zum Glauben an die
Portdauer nach dem Tode gelangt sind, halten dann ohne
weiteres das Dasein eines persönlichen Gottes für selbstverständlich
. Das ist ein höchst voreiliger Schluss; es ist
wohl ein Analogieschluss: man hat die eine grosse Konsequenz
seiner bisherigen Weltauffassung aufgegeben, und
glaubt deshalb auch die andere aufgeben zu müssen,
als ob es nicht mehrere Weltauffassungen geben könnte,
die nicht zur Annahme eines persönlichen Gottes zwingen.

* #

Ueber das transszendentale Subjekt können uns die
spiritistischen Beobachtungen keinen Aufschluss geben.
Das Transszendente ist unseier Erkenntnis entrückt. Hier
ist vielleicht der Ort, gegen die falsche Auslegung einer
Schrift von Kant, gegen den Missbrauch des Namens des
Meisterphilosophen zu antiokkultistischen Zwecken Fron1:
zu machen. Die „Träume eines Geistersehers" sind allerdings
offenbar satirisch gemeint; aber nicht denen gilt die
Satire, die an die wunderbaren von und über Swedenborg
berichteten Tatsachen glaubten! An diese Tatsachen
hat Kant selbst geglaubt, wie z. ß. sein bekannter Brief an
Charlotte v. Knobloch beweist. Die „Träume" sind ein
„Libellus pro domo". Durch Kanfs Kritizismus waren die
Grenzen unseres Intellekts festgestellt, war die Unmöglichkeit
transszendentaler Erkenntnis erwiesen worden. Zu
solcher aber glaubten viele durch die wunderbaren Gaben

*) So dürfen wir ihn nennen, da er nicht nur für unsere
Sinne nicht vorhanden, sondern vielleicht auch unseren zerebralen
Anschauungsformen nicht adäquat (z. B. vielleicht nicht dreidimensional
) ist.


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