Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 546
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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546 Psychische Studien. XXXIII, Jahrg. 9. Heft. (September 1906.)

nicht bei der Versicherung, dass beide Medien nie Griechisch
oder Sanskrit gelernt hätten, sondern unterzog Seelen-
zustand und Vorleben einer minutiös genauen Prüfung.
, Dabei fand er erstens, dass beide die Fähigkeit des spon-
' tanen Somnambulismus besassen, das heisst Zustände, in
. dem das Oberbewusstsein schlief und das Unterbewusstsein
| selbständig tätig war, willkürlich oder unwillkürlich hervor-
I bringen konnten; zweitens entdeckte er, dass die Köchin
einmal bei einem Dorfgeistlichen in Stellung gewesen war,
der die Gewohnheit hatte, sich gelegentlich selbst Homer-
Verse vorzudeklamieren, dass sie also, ohne es zu wollen
und zu wissen, dort griechisch gelernt hatte. Ebenso grub
er bei der indischen Prinzessin in der Vergangenheit nach
und entdeckte durch einen glücklichen Zufall in einem
Hause, in dem sie längere Zeit gelebt hatte, eine Sanskrit-
- Grammatik f und damit war die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit
einer natürlichen Erwerbung ihrer Kenntnisse
gegeben. Ebenso interessant wie amüsant war auch die
Feststellung, dass, selbst wenn eine altindische Prinzessin
sich in dem betreffenden Medium verkörpert hätte, diese
doch nie sich der Sanskritsprache bedienen würde, weil
Sanskrit nirgend und zu keiner Zeit von einem weiblichen
Wesen in Indien gesprochen worden ist, sondern stets nur
eine Sprache der Priester war. Aber von dieser Tatsache
hatte das Medium aus naheliegenden Gründen nichts ge-
wusst, ein Grund mehr zu der Annahme, dass die als
Prinzessin sich ankündigende „Intelligenz" nur die modifizierte
Intelligenz der Verkäuferin selbst gewesen ist. Dass
diese dabei ihren Zuhörern absichtlich eine Komödie
vorgespielt hätte, braucht nicht angenommen zu werden; in
ihrem Dämmerzustande hat sie sich selbst deutlich als Ver-
körperin jenes indischen Geistes gefühlt und dabei kamen
ihr die in einem analogen Seelenzustande erworbenen Erinnerungen
und Kenntnisse von neuem zum Bewusstsein;
im Normalzustande hatte sie von denselben keine Ahnung,
sie war eben der Typus einer „gespaltenen Persönlichkeit".
; Ciaparede hat Jahre dem Studium des Seelenzustandes
dieses einen Mediums gewidmet und dabei mit unendlicher
' Mühe und durch Glück begünstigt die psychologischen und
physiologischen Wurzeln ihrer übernatürlichen Kräfte aufdecken
können: es ist aber begreiflich, dass eine solche
Forschung sich nur auf eine ganz geringe Zahl von Medien
oder Einzelphänomenen erstrecken kann und dass bei dem
allergrössten Teile die Quellen dunkel bleiben müssen. Für
diesen Rest eine Erklärung durch übernatürliche Kräfte zu
geben, ist ja unendlich einfach und leicht; aber wenn auch


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