Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 549
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Haenel: Zur Psychologie einiger sog, okkulter Phänomene. 549

weit übertreffende Sinnesschärfe eines Hundes, der die Spur
seines Herrn auf dem Grossstadtpflaster zu verfolgen im
stände ist, veranlasst uns noch nicht zu spiritistischen Erklärungen
. Wir wissen eben in der Regel gar nicht,
welcher Leistungen unsere Sinnesorgane, wenn sie aufs
höchste angespannt oder unter aussergewöhnliche Bedin-
gungen versetzt werden, fähig sind. -

Es sei im Anschlüsse hieran zum Beispiel an Todes-
prophezeiungen erinnert, die von Medien manchmal
gegeben werden, oder an Träume, die dem Träumer
selbst den Tod für einen bestimmten Tag ankündigen. Wer
als Arzt viel in Krankenhäusern gewesen ist, weiss, dass
bestimmte Kranke einen ganz spezifischen Geruch verbreiten
, und speziell lernt man bald den eigenartigen Geruch
kennen, der von einem Sterbenden in den letzten
Stunden ausgeht. Weshalb sollte es ausgeschlossen sein,
dass gewisse Personen die Sensibilität für jene besonderen
Geruchsarten so zu steigern im stände wären, dass
sie das, was dem Arzte vielleicht erst 24 Stunden vor dem
Tode zum Bewusstsein kommt, schon 10,20,30 x 24 Stunden
früher wahrnehmen? Und dass Kranke, besonders solche,
die schon lange krank liegen, eine vermehrte Feinheit der
Allgemein- und Organempfindungen erlangen, ist fraglos
und auch unschwer verständlich ; was im Wachen nur unklar
empfunden wird: — „ich werd's wohl nicht mehr lange
machen; es wird nun wohl bald zu Ende sein" —, das
wird im eingeschränkten, von allen Störungen befreiten Bewusstsein
des Schlafes hinreichen, um eine ganz oder fast
ganz genaue Abschätzung der noch zu erwartenden Lebensdauer
zu ermöglichen.

Wir haben es also auch hier wieder nicht mit einer
absolut neuen, beispiellosen Fähigkeit zu tun, sondern nur
mit einer unter ungewöhnlichen Bedingungen hochgradig
gesteigerten Eigenschaft. Dazu kommt auch in diesen
Fällen die nicht zu unterschätzende Bedeutung des suggestiven
Faktors. Es ist keine Fabel, dass jemand vor
Angst vor dem Tode sterben kann, und dass ein Kranker
— selbst ein Gesunder, wenn er sehr suggestibel ist —
durch die Prophezeiung oder das Träumen eines bestimmten
Todestages in hochgradige und unter Umständen tödliche
Aufregung versetzt wird, sobald dieser Tag herangekommen
ist, ist nicht unbegreiflich. Wir wissen, in welchem Masse
Vorstellungen Einfluss auf körperliche Vorgänge haben,
selbst auf solche, die für gewöhnlich dem Willen nicht
unterworfen sind: Im Wartezimmer des Zahnarztes hört
plötzlich der Zahnschmerz auf; eine sehr lebhafte Angst,


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