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Maier: Zur Erklärung der Wünschelrute.
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keit wieder auf die vielumstrittene Frage der Wünschelrute.
,,Die Unbegreifliehkeit allein kann — so äusserte sich
jüngst unter obigem Titel G. E. in Nr, 174 der „Beilage
zur Allg. Ztg." — kein vernünftiger Grund sein, an
diesen Nachrichten zu zweifeln, es sei denn, dass man sich
auf den Standpunkt jenes Referenten der Pariser Akademie
stellt, welcher den Bericht von Augenzeugen eines Meteorfalles
einfach als Geschwätz ungebildeter Leute abtat. Sind
also die Tatsachen verbürgt — und das scheint wirklich
der Fall zu sein —, so bleibt nur die Aufgabe, nach einer
Erklärung zu suchen, Dass irgendwelche Eigenschaft der
Astgabel, welche der Quellensuchende in beiden Händen
hält, wenn or über Land schreitet, und auf deren Zuckungen
er achtet, die Erklärung nicht bieten kann, ist wohl
einleuchtend. Vielmehr ist anzunehmen, dass der Quellensuchende
diese Zuckungen selbst durch seine Handbewegungen
bewirkt, dass der Einfiuss des Quellwassers also durch
seinen Organismus geht. Nun steht fest, dass der Boden
ständig eine gewisse Menge radioaktiver Substanz
ausströmt; gerade in München sind darüber sehr
eingehende Messungen ausgeführt worden. Die Stärke
dieser Emanation schwankt zeitlich mit der Höhe des
Grundwasserspiegels, sie muss deshalb auch örtlich nach
der Höhe des Grundwassers verschieden sein. Diese örtliche
Verschiedenheit muss aber dort besonders ausgeprägt
sein, wo begrenzte Grundwasserströme einen sonst trockenen
Boden durchziehen, sei es, dass diese Ströme die Radioaktivität
schwächen, indem sie tieferliegende Bodenschichten
zudecken, sei es, dass sie dieselbe verstärken, indem sie
worden war, einen Brief des Beichstagsabgeordneten v. Bonin, in
welchem dieser an den Rutengänger v. Bf'low - Bothkamp u. a.
schreibt: „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass die Quelle
27,5 Meter gesprungen ist, während Sie 28 Meter vorausgesagt
hatten, ein neuer glänzender Beweis für Ihre Fähigkeit! Das
Wasser steigt in dem Bohrloch 9 Meter und ich bin jetzt im Begriff
, die Pumpe einbauen zu lassen* :c. — Auch nach der 1. Beilage
zu Nr. 183 des Berliner „Beichsboten* vom 8. VIII. er. scheint
die Wünschelrute für die Lösung der unendlich schwierigen Wasserfrage
in Deutsch-Südwestafrika allen Ernstes eine nicht zu
unterschätzende Bedeutung erlangen zu wollen. Nach der soeben
eingetroffenen flDeutsch-Südwestafrikanischen Zeitung* hat Landrat
von Uslar am 21. Juni nun auch in Karibib zwei Stellen angegeben,
an denen Wasser zu finden sein sollte. Die Bohrungen haben tatsächlich
an beiden Stellen zu dem gewünschten Ergebnis geführt,
und, was bemerkenswert ist, auch die Tiefe, in der das Wasser gefunden
wurde, stimmte mit den Angaben des Herrn von Uslar überein
. Die Quelle liefere stündlich 2,3 Kubikmeter klares Wasser;
der erste Brunnen habe den Namen „Kaiserbrunnen* erhalten. Bis
zum 26. Juni habe von Uslar 58 Quellen „gemutet*.
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