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Kurze Notken.
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Kurze Notizen.
a) Prof. C. Lombroso über seine Stellungnahme
zur spiritistischen Hypothese. Von
der "Redaktion der Utrechter Zeitschrift „Het toekomstig
Leven" erging an den berühmten Turiner Psychiater aus
Anlass seines Jubiläums (s. Juniheft S. 376) eine Anfrage,
inwieweit er sich zum Spiritismus bekenne. Die vom
22. Mai er. datierte Erklärung Lombroso* s, der bekanntlich
in den letzten Jahren speziell die Phänomene in Spuk-
häusern zum Gegenstand eingehenden Studiums gemacht
hat (worüber er jüngst im April- und Maiheft der „Annales
des Sc. ps." belbst berichtete), lautet in wörtlicher Ueber-
setzung wie folgt: „Ich glaube an die Existenz aller sogenannten
spiritistischen Phänomene, aber noch nicht an die
spiritistische Theorie, obgleich dieselbe allerdings mehrere
dieser Phänomene erklärt. Ich glaube aber, dass das
weitere Studium der Radioaktivität uns die vollständige
Erklärung aller dieser Geheimnisse geben wird."
b) Der Hofspiritist des Zaren. Unter dieser
Spitzmarke brachten in den letzten Wochen mehrere Tagesblätter
eine angeblich sicherer Quelle entstammende „Information
" aus St. Petersburg, wornach Nikolaus II. den durch
den Tod des „Heilers" M. Philippe aus Lyon erledigten
„Vertrauensposten" eines ihm die Ratschläge der Geister
seiner Vorfahren vermittelnden geheimen Ratgebers dem
unter dem Namen „Papus" wohlbekannten Hermetisten Dr.
med. Encausse aus Paris übertragen habe. „Le Peuple4*
vom 8. Juli er. will sogar wissen, dass dieser neue „Hofspiritist
" in Peterhof, wo er die Gemächer des gefürchteten
Generals Trepow bewohne, die kaiserlichen Privatsitzungen
bereits eröffnet habe. Wir geben diese „sensationelle"
Nachricht mit allem Vorbehalt wieder und fügen bei, dass
eine derartige Ausnützung spiritistischer Experimente zu
politischen Zwecken selbstredend mit der wissenschaftlichen
Erforschung der mediumistischen Phänomene nichts zu
tun hat. — öebrigens wird in Nr. 3 des gut orientierten
„Messager" vom 1. August er. die Nachricht des „Peuple",
dass Dr. Encausse nach Russland gegangen sei, für eine
böswillige Erfindung eines russischen Journals erklärt, die
den Zar lächerlich machen sollte.
c) Eine Sitzung mit Eusapia Paladino,
nach ihrer Rückkehr von den im Pariser psychologischen
Institut angestellten Versuchen, fand am Vormittage des
12. Juli in Genua im Hause des Herrn Eng. Gellona statt.
Näherer Bericht darüber dürfte noch zu erwarten sein.
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