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Peter: Eine M&teriatisations-Sitsting mit Mr. Miller in München. 589
ihm Frau Rufina Noeggerath. Did Türen wurden verschlossen,
die elektrische Flamme abgedrfibi_und bei dem Schein
einer mit rotem Glas versehenen Lampe begann die Sitzung
um 8 Uhr 45 Minuten. Der Baum war fast finster; man
konnte z. B. das Zifferblatt einer Taschenuhf TÖcKt lesen,
Man sass einige Minuten plaudernd im Zirkel. Bald
machte Mr. Miller auf Lichterscheinungen aufmerksam, die
an den Vorhängen des Kabinetts erschienen und wieder
verschwanden.
Ein kleiner weisser Fleck wurde an der linken Seite
des Kabinetts auf dem Fussboden deutlich bemerkt. Die
verschiedenen Fragen, was das wohl sei, schnitt plötzlich
eine flüsternde Stimme in englischer Sprache aus dem
Kabinette mit der Bemerkung ab, es sei ein weisser Zettel,
welcher an dem Teppich hänge! (Diesen Zettel konnte
Miller unmöglich sehen.) Es war, wie Miller sagte, Betsy
(der Kontrollgeist), welcher sprach. Die deutlich artikulierten
Flüsterlaute sind im ganzen Zimmer hörbar und —
merkwürdig, — obwohl der Ton fehlte; die Stimme hat
etwas so Sympathisches, so Sicheres und Beruhigendes, dass
sie unwillkürlich einen eigenen Zauber auf alle Teilnehmer
ausübt.
Im Kabinette hört ma^ nun ein Rauschen, wie von
Gewändern. Betsy erklärt, „es sei ein Geist, der sich zu materialisieren
suche, aber die oberen Enden der Vorhänge,
welche in das Kabinett niederhingen, seien etwas hinderlich."
(Die Teppiche waren nach der Innenseite des Kabinetts
über die Schnüre gehängt.) Nach wenigen Minuten erscheint
an der rechten Seite des Mediums, das immer noch ausserhalb
des Kabinetts und in völlig wachem Zustande sass,
eine lichte Erscheinung. Sie ist mittlerer Grösse und hat
dag Aussehen einer feinen, durchsichtigen, wie in Mondlicht
getauchten Gestalt. Man kann ausser unbestimmten Umrissen
nichts unterscheiden. Angeblich ist es Betsy. Sie
spricht mit Miller, der antwortet. Sie fragt die Teilnehmer,
ob alle sie sehen könnten und fordert dann Miller auf, in das
Kabinett zu kommen.
Ehe Mr. Miller das Kabinett betritt, ersucht er Dr.
Bormann, letzteres noch einmal zu besichtigen. Dr. B. geht
in das Kabinett, das er völlig leer findet u* ;
Auf Befragen von Frau Rufina Noeggerath, ob gesungen
werden solle, sagt Betsy, „man solle Musik machen." Frl.
Kühner sang hierauf mit entzückender Stimme ein italienisches
Volkslied. Ich konnte mir nicht verhehlen, welche unbeschreibliche
Wirkung eine so süsse und geschulte Stimme
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