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Peter: Eine Materialisations-Sitzung mit Mr. Miller in München. 591
der Teilnehmer zum linken Ende desselben (Fig. a ß) und
dematerialisierte sich hier, nur ungefähr einen Meter von
mir entfernt. Ich konnte deutlich sehen, wie die Gestalt
langsam in den Boden sank, mit klagender Stimme Abschied
nehmend. Ich vernahm die Stimme noch, als nur mehr
der Kopf auf dem Fussboden zu sehen war. Dann verschwand
auch dieser mit einem eigentümlichen zischenden
Geräusch. Ich füge noch hinzu: alle übrigen in dieser
Seance erschienenen Wesen hatten etwas Sympathisches, Beruhigendes
in ihrem Auftreten, dieses Phantom aber mit
der entsetzlichen Stimme konnte einem Herzen mit schwachen
Nerven wohl Furcht und Grauen einflössen.
Als vierte Erscheinung folgte ein weibliches Wesen,
das erklärte, vor 300 Jahren gelebt zu haben als die englische
Seherin Mrs. Shipdon. Auch dieses Phantom ist in
Weiss gehüllt, die Gestalt nicht gross; die Gesichtszüge
und Details der Kleidung sind nicht zu erkennen. Aber
während der langen Ansprache, die sie hielt, konnte man
die lebhafte Gestikulation der Arme und die Bewegungen
von Kopf und Rumpf deutlich erkennen. Das Phantom
sprach ziemlich laut (jedes Wort war gut zu verstehen),
fliessend und in gewählter Redeweise. Der Inhalt der
langen Rede bewegte sich in Allan Kardec9 sehen Anschauungen
. Sie verschwand mit einem herzlichen „good night"
vor dem Kabinett. —
Nun erschien nochmals das Phantom, das erklärt hatte,
Friederike Hauffe zu sein. Auch diesmal konnte man nicht
mehr als die allgemeinen Umrisse der ziemlich grossen
Gestalt erkennen. Sie sagte, man könne Fragen an sie
stellen, sie wolle antworten. Auf die Frage, ob sie nun
glücklich sei, sagte sie: „Ach, überglücklich!" Diese Gestalt
war die einzige, die deutsch sprach. Die Stimme war
deutlich vernehmbar und hatte weichen, weiblichen Timbre.
Sie erklärte, nun in der fünften Sphäre zu sein. (Ich muss
hier bemerken: ich habe wiederholt mit Mr. Miller gesprochen.
Das reine, fliessende Deutsch, welches das Phantom sprach,
kann Miller nicht sprechen.)
Als sie verschwunden war, stand plötzlich ein Phantom
vor Rufina Noeggerath. Wie diese Gestalt in den Zirkel
gekommen ist, weiss ich nicht. Aus dem Kabinette kam
sie nicht. Sie schien kleiner als die bisher gesehenen
Phantome. Ich konnte auch hier nur die allgemeinen Umrisse
, aber keine Details erkennen. Sprache und Ausdrucksweise
waren von allem bisher Gehörten total verschieden.
Angeblich ein Indianermädchen, war sie von bezauberndem
Mutwillen und lachte wie ein fröhliches Kind. In ge-
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