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616 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1906.)
also als methodischer Ausgangspunkt zwecks allgemein
giltiger, subjektiver Erkenntnis nicht zu entbehren sind,
nur sie vielmehr hierzu dienen können. Infolge der geschilderten
gegenseitigen Abhängigkeit ist unsere Erkenntnis
eben nur eine subjektive. Erfahrungstatsache ist
nun, dass uns als Erscheinungsform der Welt einerseits die
Materie nebst der Bewegung in ihr (der Wirkung der
Kraft) gegeben ist, andererseits das empfindende und reflektierende
Subjekt. Da nun die Zweiheilung wegen des
Monismus als Ausgangspunkt für die dargelegte Methode
unmöglich ist, ist eine von beiden Erscheinungsformen vorläufig
der andern unterzuordnen. Es fragt sich: welche?
Weil es sich nun methodisch nicht empfiehlt, dass etwas
zugleich Subjekt und Objekt der Erforschung ist, auch das
Subjektive stets mit Materie plus Bewegung verbunden ist,
umgekehrt jedoch nicht immer (wenigstens soweit wir es als
Erfahrungstatsache konstatieren können) Materie mit einem
Subjekt verbunden, also an sich annehmbarer ist, dass das Subjekt
eine Funktion der Materie plus Bewegung ist, als das
Gegenteil, so werden wir vorläufig für die Methode (nicht
als Resultat!) als realen Ausgangspunkt nur die Materie
plus Bewegung ansehen; wir werden also zunächst an
einer mechanistischen Forsehungs« und Erklärungsart festhalten
. Immerhin zeigt gerade die vorläufige Ausschaltung
des Subjekts als Erscheinungsform der Welt, dass es sich
hier ebbii nur um eine Methode, nicht um Resultate handelt,
dass die Methode keine Vorurteile zugunsten irgendwelcher
Auschauungsformen als Resultate, etwa des Materialismus,
involviert.
Dies ist die in Kürze auf Grund der Logik abstrakten
Denkens entwickelte moderne exakte Forsehungs-
m e t h o d e.
Es ist noch darauf hinzuweisen, dass nur die Anwendung
des reinen Verstandes nebst Monismus und Kausalität
(und Analogie) für die Erlangung allgemein gültiger
Ergebnisse subjektiv notwendig ist, dagegen die mechanistische
, von Materie und Kraft ausgehende Forsehungs-
weise wohl die einfachste und unserem Wesen adäquateste
(und deshalb für die exakte Wissenschaft zu wählende),
aber nicht die einzig mögliche ist. Jedoch ist auf Grund
des Monismus zu behaupten, dass andere Methoden zu denselben
Resultaten kommen müssen, dass dies sogar der
Fall sein muss, wenn man von der Anwendung des reinen
Verstandes und der Kausalität absieht; alles natürlich nur,
sofern Menschen überhaupt je zu Resultaten gelangen.
Nur wenn man den Monismus fallen Hesse, was jedoch in-
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