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628 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1906.)
das Medium ein leidender Teil, beim Spiritismus der eigentliche
, tätige Agent. Beim Hypnotismus erscheinen alle
Phänomene nur an einer Person, beim Spiritismus erstrecken
sie sich auch auf die unbeseelte Materie. Zwischen beiden
kommen Vermischungen for (Hypno-Spiritismus und spiritistischer
Hypnotismus). Die Phänomene des Hypnotismus
sind klinischer Natur. Welcher Kraft die spiritistischen
Phänomene zuzuschreiben sind, diese Frage ist nicht
vom Arzt, sondern von den Philosophen und Theologen
zu beantworten!*)
Schliesslich vergleicht der Verfasser beide Gebiete vom
sozialen und individuellen Standpunkt und kommt zu folgenden
Schlussfolgerungen:
„Der Hypnotismus ist vom sozialen Standpunkt
voller Gefahren, weil er das Verhältnis des Individuums
zur Gesellschaft in mannigfacher Weise zu beeinflussen vermag
. Den Gerichten kann er indessen oft «ute Dienste
leisten (zur Erzielung von Geständnissen u. s. w.). Für das
einzelne Individuum ist er fast immer schädlich, sowohl in
Bezug auf dessen physische Gesundheit, wie auf seine moralischen
Konditionen. Nur in seltensten Fällen kann er
auch dem Individuum nützlich sein, so wenn es sich um
Heilung paralytischer, nervöser oder hysterischer Störungen
handelt.
De** Spiritismus enthält sowohl für das Individuum
wie für die menschlische Gesellschaft alle Nachteile
und GefahrÄ des Hypnotismus, einige sogar in verstärktem
Maasse, denen keine Vorteile gegenüberstehen, ausser jenem
traurigen, die Existenz des Uebernatürlichen demonstrieren
zu wollen, was in viel besserer Weise geschehen kann. Die
weitverbreiteten und unerschütterlich feststehenden moralischen
, sozialen, zivilen und individuellen Grundsätze werden
in den spiritistischen Konversationen durch grundlose Phantastereien
jeder Art ersetzt, die von Ort zu Ort verschieden
sind. Und während in ihm sich gleich gut alle Religionen
proklamieren, scheint nur eine einzige eine Ausnahme zu
machen, nämlich die einzig wahre, welche weder Irrtümer,
noch irgend welche Ersatzmittel kennt, die katholische,
apostolische Religion Christi."
Und während Dr. Lapponi William Crookes eine ganze
Seite mit Aufzählung aller seiner wissenschaftlichen Ver-
*) Das alles scheint uns gerade vom ärztlichen Standpunkte
des besprochenen Buches aus, das als Kundgebung aus dem intimsten
päpstlichen Kreise eben wegen seiner Anerkennung der von
den Spiritisten behauptete» Tatsachen mit Kecht so grosses
Aufsehen erregte, vollkommen richtig gefolgert zu sein. — Bed.
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