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634 Psyohisohe Studien. XXXIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1906.)
früher Kommandeur des Kürassier-Regiments Nr. 7. Der
Prinz zeigte dem Kaiser im Park das Quellenfinden mit
der Wünschelrute, und zwar mit bestem Erfolge." — Einem
ausführlichen Bericht des „Berl. Lok.-Anz.M entnehmen wir
über diese der Kaiserfamilie im Park von Wilhelmshöhe
vorgeführten Experimente folgende Einzelheiten: „Der in
Wilhelmshöhe zur Kur weilende Prinz wurde mittags vom
Kaiserpaar ins Schloss befohlen und musste dort zunächst
einen Vortrag über die Wünschelrute halten. Die praktischen
Versuche begannen damit, dass die Kaiserin verschiedene
Sachen, Geldtäschchen usw., heimlich verstecken
Hess, welche der Prinz mit der Wünschelrute ohne weiteres
auffand. Alsdann versteckte auch Prinzessin Viktoria Luise
eine Brillantnadel im Sande, aber auch diese wurde mit der
Wünschelrute sogleich entdeckt. Der Kaiser ging hierauf
mit dem Prinzen und den Herren des Gefolges zu dem sogenannten
Philosophenweg im Schlossparke (unweit der
Eremitage), um sich das eigentliche Quellenfinden mit der
Wünschelrute zeigen zu lassen. Der Erfolg liess nicht lange
auf sich warten, denn es wurde dort in etwa 50 Meter Tiefe
das Vorhandensein einer bisher nicht bekannten, noch un-
erschlossenen Süsswasserquelle festgestellt. Der Kaiser
folgte den Feststellungen mit ersichtlich grossem Interesse
und beteiligte sich persönlich an den Abschreitungen zur
Peststellung der Entfernungen. Auf Wunsch des Monarchen
wurde auch die Lage und der Lauf der Quelle bergauf und
bergab durch die Wünschelrute festgelegt und dabei ermittelt
, dass sie bis zum Schloss und dem Lac (Schlossteich)
hinuntergehe. Der Prinz teilte noch mit, dass er unweit
des Schlossparks zu Wilhelmshöhe mehrere Mineralquellen
festgestellt habe, worauf der Kaiser den Wunsch aussprach,
dass diese recht bald angebohrt werden möchten. Nach
der Mittagstafel, an der auch Prinz C. teilnahm, wurden
abermals in nächster Nähe des Schlosses Versuche im
Quellenfinden vorgenommen und dabei das Vorhandensein
einer weiteren Quelle unterhalb der nach Kassel gelegenen
Schlossterrasse durch die Wünschelrute ermittelt. Wie sehr
sich der Kaiser, die Kaiserin, sowie auch die Prinzessin
und das Gefolge für die Wünschelrute interessierten, ging
namentlich daraus hervor, dass sie alle mehrere Male versuchten
, deren praktische Handhabung kennen zu lernen
und eine Quelle zu finden, allerdings ohne Erfolg. Denselben
Misserfolg hatten die zur Tafel geladenen Gäste.
Dagegen fand der Prinz wiederholt Quellen, sowie verschiedene
heimlich im Sande versteckte Gegenstände mit
der Wünschelrute auf. Der Kaiser betonte bei seinem
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