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644 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1906.)
offenbar gehört. Oder war das Klopfen etwa nur das unerklärliche
, geheimnisvolle Eicho ihrer eigenen Gedanken?
Allein die Antworten auf die folgenden Fragen erlaubten
diese Annahme nicht. — »Wie viel Kinder habe ich?4',
fragte sie. Es erklangen sieben Schläge. Das war falsch.
„Rate noch einmal!" Wieder sieben Schläge. Da fuhr ihr
ein Gedanke durch den Kopf und sie fragte: „Wie viel
sind noch am Leben?* Jetzt wurder nur sechs Schläge
gegeben. „Wie viel sind gestorben?" Als Antwort erfolgte
ein Schlag. In der Tat war von ihren sieben
Kindern eins gestorben. Sie fragte darauf: „Bist du ein
Mann?4' Es kam keine Antwort. — „Etwa ein Geist?"
Jetzt wurde geklopft. „ Werden die Nachbarn das Klopfen
auch hören, wenn ich sie hereinrufe ?" Als Antwort wurde
geklopft.
Hierauf bat sie ihren Mann, ihre Nachbarin, Frau
Reüfield, herein zu rufen. Diese hörte die Erzählung lachend
an. Allein ihr Spott verwandelte sich in Ernst, als die
Antworten auf ihre Fragen ebenso richtig und bestimmt
waren, wie sie es auf di8 der Frau Fox gewesen waren.
Allmählich kamen auf das Gerücht hin mehr Nachbarn.
Es wurden verschiedene Fragen gestellt und. da das Ausbleiben
der Antwort offenbar als Verneinung aufgefasst
werden musste, war man im stände, einige Details über den
Ursprung dieses Geräusches festzustellen.
Es hiess, sie werden von einem Verstorbenen hervorgebracht
, der vor vier oder fünf Jahren nicht von einem
der Nachbarn, sondern von einem früheren Bewohner des
Hauses, einem Schmied, namens John C. Beil, misshandelt
worden war. Dessen Namen hatte man dadurch erfahren,
dass man die früheren Bewohner des Hauses hinter einander
nannte. Sodann hiess es, es sei der Geist eines 31 jährigen
Mannes, der in dem Schlafzimmer ermordet worden sei, um
ihn seines Geldes zu berauben; es sei das in einer Dienstagnacht
um zwölf Uhr geschehen, während niemand als der
Ermordete und der Schmied im Hause waren, da seine
Frau und das Dienstmädchen Lukretia Pulver beide abwesend
waren; die Leiche sei am anderen Morgen im
Keller verborgen und zehn Fuss tief vergraben worden.
Darauf begab man sich in den Keller, wo Herr Reäßeld
sich an verschiedenen Stellen aufstellte und jedesmal fragte,
ob die Leiche da liege. Es kam keine Antwort, bis er in
der Mitte des Kellers stand; dann erklangen die Laute, als
ob sie aus dem Boden hervorgebracht würden. Erst später,
als Isaak Post auf den Gedanken gekommen war, das Alphabet
laut herzusagen, und dabei bat, es sollen die Klopflaute
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