Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 650
(PDF, 221 MB)
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650 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1906.)

So sagt Chatterji*): „Nach unserem (NB. indischen)
philosophischen Gesichtspunkt ist es nicht die Form, welche
sich vermannigfacht, sondern die Vorstellung, die sie
hervorbringt und belebt Diese Auffassung ist nicht leicht
zu begreifen, besonders nicht für das abendländische Begriffsvermögen
; aber hier kann uns Schopenhauer zu Hilfe
kommen. Erinnern Sie sich, dass er von den Spezien spricht,
als wären sie jede von einer Idee beseelt. Selbst eine
physische Kraft, wie die Gravitation, ist für ihn eine Idee.
Seine Theorie von den „Stufen der Objektivation des Willens"
ist in dieser Hinsicht wirklich zutreffend. Er führt alles
auf den sogen. Urwillen zurück; dieser Wille zerteilt sich
dann wieder in Unterabteilungen, indem jede Unterabteilung
wirklich eine Idee wird. Und wenn ich mich nicht irre,
sagt er, dass jede dieser Ideen das Substratum einer bebesonderen
Gattung der Manifestation" sei. Nun gerade
diese Idee zweigt sich in Abteilungen und Unterabteilungen.
Sie ist das Substratum und sozusagen die „gemeinsame
Seele**) der Spezies, eine Seele, deren mehr oder minder
vollkommene Manifestation jedes Bild der Spezies ist.
Nehmen wir irgend ein Beispiel, meinetwegen eine Schafherde
. Diese Herde wird wirklich von einer gemeinsamen
Seele belebt. Jedes zu dieser Herde gehörende Tier hat
nicht etwa wie der Mensch eine individuelle, fortdauernde
Seele, sondern die Gesamtheit der Herde wird von einer
gemeinsamen Substanz belebt. Diese Seele, dieses Prinzip
offenbart sich in diesem Falle gänzlich und nicht
teilweise in jedem der Tiere. — —

Dieselbe Idee ist von den indischen Philosophen durch
eine Analogie ausgedrückt worden. Stellen Sie eine Anzahl
von Gefässen mit klarem Wasser gefüllt nebeneinander;
dieselbe einzige Sonne wird sich vollständig in jedem der
Gefasse abspiegeln. So kann sich auch eine einzige gemeinsame
Seele wie ein Ganzes in jedem Vertreter der Art abspiegeln
. Dasselbe ist der Fall mit der zum Beispiel genommenen
Schafherde. Vielleicht hat aus eben diesem
Grunde Christus das bekannte Gleichnis gewählt: „Ich bin
der gute Hirte, und ihr seid meine Schafe." Er wollte, so
dünkt mir, dadurch andeuten, dass auch die Jünger eine

*) Die Geheimphilosophie der Indier. Von Bramacharin Bodha-
bhikshn (/. C. Vhalterji), Ohne Jahreszahl. Deutsch im Verlage von
M. Alt mann, Leipzig.

**) Ich gebrauche das Wort „ d e e 1 c u aus Mangel an etwas
Besserem einfach, um ein kollektives Lebensnrinzip und nicht ein
intelligentes Wesen wie die menschliche beele zu bezeichnen.
(Chatterji).


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