Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 667
(PDF, 221 MB)
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Seiling: Ueber Theosophie.

667

Zeiten, zu denen im weiteren Sinne auch der Abgott des
modernen Menschen, Goethe, gehört,*)

Zu einem besonderen Missverständnis gibt das Wort
Theosophie selbst insofern Veranlassung, als man geneigt
sein kann, hinter der „Gottesweisheit" ein vorgebliches
Wissen von Gott zu vermuten. Es handelt sich indessen
vielmehr um „göttliche Weisheit", d< h. um ein Wissen des
inneren, unvergänglichen, einen göttlichen Wesenskern in
sich bergenden Menschen. Nicht durch den Gegenstand,
sondern durch das Wie seiner Behandlung unterscheidet
sich die Theosophie von der gewöhnlichen Wissenschaft.
Jene will daher niemals „beweisen", sondern nur auf geistige
Erfahrungen hinweisen; sie hat es auch nicht mit Spekulationen
, sondern eben nur mit übersinnlichen Tatsachen
zu tun. Ihr besonderer Standpunkt bringt es mit sich,
dass sie im Gegensatz zum wissenschaftlichen Pfaffentum
allem Fanatismus abgeneigt und im höchsten Grade tolerant
ist, bezw. sein sollte. —

*) Im Osten scheinen sogar ganze Völker ein höheres Wissen
zu besitzen. Zu dieser Frage schrieb der von der Mystik gewiss
nicht umnebelte Carl Peters bei einer Besprechung des Ahnenkultus
der Japaner im „Tag* (Nov. 1905) in sehr bemerkenswerter Weise
das folgende: „Die Japaner sind eine so nüchterne, gewissermassen
mathematische Nation, dass ich nicht annehme, dass das, was wir
„Glauben* nennen, in ihren religiösen und metaphysischen Anschauungen
eine grosse Eolle spielt. Wenn Männer wie der
Mikado und Togo allen Ernstes die Einwirkung der Geisterwelt auf
die Erdenschicksale annehmen, so beruht das also kaum auf
„Glauben*, sondern auf Wissen. Ich möchte vermuten, dass Hoch-
und Ostasien gewisse spirituelle Kenntnisse besitzen, von denen
sich der technisch so hoch entwickelte Westen nichts träumen
lässt*. Ferner sagt Peters in einer Erwiderung auf gemachte Einwände
u. a. noch folgendes: „Es erschien mir nützlich, die Aufmerksamkeit
einmal auf Möglichkeiten hinzulenken, welche uns
vielleicht nur deshalb als fernliegend gelten, weil wir Europäer in
einer Art von borniertem Dünkel die „Höhe der Kultur" auf der
ganzen Linie erklommen zu haben glauben; wo wir doch so gar
nichts vom Wesen der Dinge kennen .... Wenn Ost- und Hochasien
uns in dieser Richtung etwas lehren könnten, so würden sie
allerdings Europa reichlich bezahlen für die technischen Kniffe, die
wir ihnen beibringen. Darin wäre die Rettung gegeben aus der
banausischen Verflachung und dem rohen Materialismus, welchem
die christlichen Völker mehr und mehr zu verfallen scheinen". —
Ohne ihre Ueberzeugung von der Fortdauer hätten die Japaner unmöglich
eine so beispiellose Todesverachtung an den Tag legen
können. Andererseits beweisen sie. dass ein mystisches Glauben
oder Wissen höchsten Leistungen des praktischen Lebens durchaus
nicht im Wege steht, vielmehr erst recht dazu befähigt. So ist
auch behauptet worden, dass Japan beim plötzlichen Beginn des
letzten Krieges, sowie bei dem ebenso auffallend raschen Friedens-
schiuss sich von astrologischen Rücksichten habe bestimmen lassen.

S*


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