Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 668
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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6<)8 Psychische Studien. XXXUL Jahrg. 11. Heft. (November 1906.)

Besonders auffallend ist diese Toleranz, wenigstens
seitens mancher Führer, gegenüber dem Materialismus, wie
es ja — um bei dem so treffenden Vergleich zu bleiben —
allerdings ganz in der Ordnung ist, dass der Sehende die
mittelst eines hochentwickelten Tastsinnes gewonnenen Er-
gebnisse des Blinden durchaus würdigt. So habe ich Dr.
Steiner in einem Vortrage von den Entdeckungen des
„grossen Haeckel'1 sprechen hören, was im Interesse der
Versöhnung getrennter Weltanschauungen allerdings gebilligt
werden muss. Dagegen scheint mir die Toleranz
zu weit getrieben, wenn man den Blinden widerspruchslos
von der Farbe reden lässt, also z. B. Haeckel philosophieren
lässt. Darauf läuft es aber hinaus, wenn Hübbe-Schleiden
in „Diene dem Ewigen" sagt, dass man Haeckel, der „ein
idealistischer Verehrer Goethe'%u sei, mit Unrecht einen
Materialisten nenne. Und kurz vorher wird sogar von
L. Büchner als von einem „als Materialisten angefochtenen"
Manne gesprochen. Dass Haeckel mit Goethe so gut wie
nichts gemein hat, habe ich in meiner Goethe-Schrift auf
154 Seiten bereits gezeigt; und dass der Ehrenpräsident
des Monistenbundes*) eine philosophische Null ist, hat u. a.
namentlich Adkkes in „Kant contra Haeckel16 (Berlin 1901)
schlagend bewiesen, während wiederum Bennert in „Die
Wahrheit über E. Haeckel" (Halle 1906) die Belege dafür
zusammengestellt hat, dass dem Naturforscher Haeckel von
seinen Fachgenossen Fälschungen, Doppelzüngigkeit, Windbeuteleien
und bedenkliche Unwissenheit in zoologischen
Dingen vorgeworfen werden. Ferner ist Haeckel, wenn man
ihn auch einen Hylozoisten nennen mag, doch im weiteren,
landläufigen Sinne des Wortes ein typischer Materialist,
der alles Uebersinnliche leugnet und deshalb sich z. B.
Gott nur als „gasförmiges Wirbeltier" vorstellen könnte!
Einen so widerlichen Witz sollte ein „idealistischer Verehrer
Goethe's" machen ? Nein, Haeckel kann kein Verehrer
des wahren, ihm unbekannten Goethe sein, sondern nur ein
solcher des „nebelhaften Zerrbildes von ihm, hinter das sich
heute jede Dummheit und jeder Unfug verkriecht" (Karl
Jentsch in einem sehr beachtenswerten, im 1. Band der
„Stunden mit Goethe" abgedruckten Brief an W. Bode).

Noch ein Beispiel einer weitgehenden theosophischen
Toleranz. In der „Neuen Metaphysischen Rundschau"
(1906, I) wird der die Theosophie ablehnende E. v. Ifart-
mann als der „grösste Denker" hingestellt. B'alls hier nicht
etwa nach dem Wort Denker das Wort Grosslichterfeldes

*) Vergl. Briefkasten dieses Hefts! — Red.


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