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Kurze Notizen.
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mutungon von anderen „Zukunftsverkündern" sofort die
Reklametrommel gerührt wurde* Da nämlich feststand, dass
der galante Abb6 eines Abends mit der Bahn von Paris in
Etampes angelangt war und mehrere Leute ihn von dort auf
seinem Zweirad durch ein Wäldchen, wo man später seinen
zerfetzten Hut fand, nach dem Weiler Chätenay hatten zurückfahren
sehen, so hatte schon vorher der „Matin" 1000 fr.
auf sein Wiederfinden ausgesetzt. Als nun der „Fakir
Devah<fc (Josd Diaz) in Begleitung eines Reporters des
„Journal", das den Wald durch 150 Treiber hatte absuchen
lassen, in einer abgelegenen Gegend hinter Etampes ein
verrostetes Zweirad fand, dessen Metallplatte die Aufschrift:
„Detarue Chätenay" trug, machte sich ein von einem Konkurrenzblatt
engagierter zweiter Indier Ramena ebenfalls auf
die Suche, wobei es zwischen beiden, von einer grossen
Menschenmenge begleiteten Fakiren, die sich bei einem Zusammentreffen
gegenseitig „ Schwindler" und „ räudige
Hunde" titulierten, zu einem Faustkampf kam! Auch der
Hypnotiseur Pickmann aus Nantes und eine Kartenlegerin
namens Flauberi füllten mit den Berichten über ihre „Eingebungen
" hinsichtlich des vermuteten Mordes ungezählte
Zeitungsspalten. Die Krone setzte dann (wie schon berichtet
) diesem Hokuspokus noch der „Matin" auf, indem er
den Tierbändiger Pezon mit seiner an einem Strick geführten
Hyäne Caro, die vier Tage gehungert hatte, den ganzen
Wald durchschnüffeln Hess. So fabrizierten die Tagesblätter
aus diesem Fall eine Tragikomödie, die der amerikanischen
Journalistik Ehre machen würde.
d) Die Visionen der Mrs. Jones.*) Die grosse
Erhebung des religiösen Geistes, von der seit einiger Zeit
aus den Gebieten von Wales gemeldet wird, soll nun auch
durch Zeichen und Wunder des Himmels bekräftigt werden.
Wenigstens ist eine Prophetin Mary Jones auferstanden, die
magnetische Lichter am Himmel aufflammen sah, die „Lieh-
ter von Egryn« Mrs. Jones ist die Frau eines kleinen
Gutsbesitzers zu Egryn, eine zarte Erscheinung mit dem
lichten Haar und dem seelenvoll schwärmerischen Auge
der Keltin, so recht ein Gefäss verzückter Visionen und
ekstatischer Träume. Mannigfache Erscheinungen hatten
in letzter Zeit ihre Phantasie beschäftigt. Sechs Engel
traten in ihr Schlafgemach, leuchtend vor Glanz und herr-
lieh an Gestalt; sie knieten nieder, beteten und verschwanden.
Eines Nachts, da sie in Andacht und Gebet versunken
*) Wegen Raummangels mussten diese und die nachfolgende
K. Not. e) wiederholt zurückgestellt werden. — Red.
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