Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 715
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0737
Freudenberg: lieber „Gruppenseele" u. a. „psychische* Fragen. 715

Streng genommen kümmert sich diese Naturwissenschaft
, gewissenhaft in ihrem engen Gebiete der Beobachtung
und des Experimentes verbleibend, gar nicht um die philosophische
Seite der Frage. Sie stellt einfach fest, dass bei jeder
Art eine Uebertragung der Gesamt-Erfahrungen auf jedes
nachgeborene Individuum erfolgt, was durch Vererbung geschieht
und sich bei diesem als Instinkt äussert. Da es
sich aber dabei nicht um die einfache Uebertragung des
Wissens des Erzeugers auf den Erzeugten handelt (die
Einzel - Erfahrungen des Erzeugers können sogar den Gesamt
-Erfahrungen der Art widersprechen), so muss auch
die Wissenschaft, sobald sie sich nach einer Erklärung der
von ihr gemachten Beobachtung umsieht, ein Prinzip, ein
Substrat, einen Träger und Ordner der Gesamt-Erfahrungen
annehmen und dieses Aktivum wird eben seitens der Psychologen
mit dem allgemeinen Ausdruck der Gruppenseele
oder Kollektivseele bezeichnet, die ihrem ganzen Wesen
nach unpersönlich ist. Die derzeitige Fassung des Begriffes
fusst also wesentlich auf der Tatsache der Uebertragung
und zwar dem Moment der Erblichkeit und, als deren
Konsequenz, der Instinktbildung. Die Herdenseele, so verstanden
, ist ein Produkt der „Art*, immanent mit dieser
verknüpft, durch ihr Schicksal bedingt und ihr Schicksal
bedingend. Sie entwickelt sich mit ihr, wird mit ihr gross,
altert mit ihr und muss, wenn diese ausstirbt, mit ihr verschwinden
.

Herdenseelen, Kollektivseelen gibt es daher so viele,
als es Herden, Gemeinschaften gibt. Der Mensch als solcher
gehört zahllosen Gemeinschaften, mithin auch zahllosen
Kollektivseelen an, nach seiner Stellung im ßeich der
Lebewesen überhaupt, als Weltteilbewohner, als Rassemitglied
, als Stammesmitglied u. s. f. So reden wir von einer
Nationalseele oder einem Nationalgeiste, einem Kastenoder
Standesgeist, Religionsgeist, Eamiliengeist u. s. f., und
aus allen diesen Einflüssen setzen sich die angeborenen
Eigenschaften des menschlichen Individuums zusammen, soweit
überhaupt Erblichkeit in Frage kommt. Natürlich
kommen diese Einflüsse, zumal in ihrer Gesamtheit, selten
oder nie im späteren Leben zur Erscheinung, da durch die
nachgeburtlichen Erfahrungen, durch die Erziehung, kurz,
die ganze Umwelt des Einzelnen die angeborenen Tendenzen
vielfach modifiziert werden. Potentiell aber sind sie vor-

(übersetzt von Günther Wagner> Leipzig 1906, bei Max AUmami)
einen längeren Abschnitt (Kap. 5) dem Begriff der „Gruppenseele"
gewidmet hat — Ii ed.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0737